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Imac oder iMac?

Beschwerdemails und erzürnte Kommentare erreichen die ZDNet-Redaktion. In regelmäßigen Schüben. Drei- oder viermal im Jahr – immer dann, wenn Apple neue Produkte vorstellt. Ob wir denn nicht recherchieren könnten. Wir sollten doch langsam wissen, dass der iMac mit einem kleinen i geschrieben wird, und das iPhone erst recht, schimpfen einige.

Die „i“-Welle ist kein einzigartiges Phänomen. Schon Ende der wilden Neunzigerjahre, als E-Mail noch häufig „eMail“ geschrieben wurde, gab es beispielsweise zahlreiche Produkte mit vorangestelltem kleinem „e“ – IBMs „eBusiness“-Initiative dürfte am ehesten im Gedächtnis geblieben sein. Die Medien, damals ohnehin noch misstrauisch gegenüber jeglicher Informationstechnologie und dem neuen Medium Internet, verweigerten damals die Übernahme der eigenwilligen Orthografie und schrieben „E-Business“.

Die Verweigerer hatten das Recht auf ihrer Seite. Die deutschen Rechtschreibregeln sagen nach wie vor allen Reformversuchen: Eigennamen schreibt man groß. Und zwar nur den Wortanfang. Binnenmajuskel, also Großbuchstaben im Wortinneren, sind im Deutschen nicht vorgesehen. Wie zum Glück immer noch die Mehrheit aller Rechtschreibregeln dient auch diese dem Ziel, für Einheitlichkeit und damit eine leichtere Lesbarkeit zu sorgen.

Erst Apple hat mit seiner Marketingmacht erreicht, dass viele Redaktionen statt einer regelkonformen Schreibweise die des Herstellers wählen. IBM war das nie geglückt. Auch wenn wir Garmins „eTrex“-Reihe regelkonform „Etrex“ schreiben, erhalten wir keine Mails dazu. AVM und seine Kunden haben sich nie beschwert, dass wir aus der „Fritz! Box“ eine vulgäre „Fritzbox“ machen. Und über die Schreibweise „My SQL“ statt „MySQL“ klagt niemand aus der Open-Source-Bewegung.

(Ein interessanter Nebenaspekt: Was würde geschehen, wenn Microsoft die Schreibweise „vIsta“ einforderte? Gäbe es Geschrei, weil sich Redmond mal wieder nicht an die Regeln hält?)

Zugegeben, auch wir bei ZDNet finden Apples Produkte toll. Vielleicht nicht jeder, und nicht jedes Produkt – aber die Ipod-Quote in der Redaktion ist beachtlich, und der eine oder andere hat sich auch einen Imac angeschafft. Gerade deswegen möchten wir aber zu diesem Hersteller wie zu jedem anderen eine gewisse Distanz halten – und nicht zuletzt durch die Schreibweise ausdrücken.

Zugegeben, auch wir bei ZDNet machen Ausnahmen von der Regel: zum Beispiel seit vielen Jahren für die größte Computermesse der Welt, die CeBIT. Und wenn wir „Zdnet“ schrieben, bekämen wir Riesenärger mit unserer Marketingabteilung. Auch „VoIP“ (kurz für „Voice over IP“) schreiben wir so, wie es die Mehrzahl der Anwender kennt. Für Firmen machen wir bisher in redaktionellen Inhalten keine Ausnahmen. Wir finden, dass wir entweder keine oder alle dieser Marketing-Schreibweisen zulassen müssten. Und all diese Sonderzeichen und Binnenmajuskel würden unserer Meinung nach das Lesen nur erschweren.

Ehrlich gesagt würden wir gerne weiterhin gegen die Marketingmacht von Apple „Iphone“ schreiben – schließlich haben auch wir die Geschichten eines gewissen gallischen Dorfs gelesen. Aber wichtiger als jede Regel und jede journalistische Eitelkeit ist uns, dass Sie, die Leser, unsere Texte leicht lesen können. Deshalb: Möchten Sie eine Ausnahme für Apple? Möchten Sie auch die abgedrehtesten Produktnamen unverändert auf ZDNet lesen? Oder gehen Sie davon aus, dass die Schreibweise iMac wie eMail und eBusiness irgendwann vergessen wird, wenn die Apple-Hysterie abflaut? Schreiben Sie uns – schreiben Sie mir persönlich oder an den Redaktionsbriefkasten. Oder kommentieren Sie direkt hier.

ZDNet.de Redaktion

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