Rechtsexperten kritisieren freie Top-Level-Domainnamen

Internetrechtler und Analysten haben die Entscheidung der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) kritisiert, wonach Top-Level-Domainnamen (TLD) künftig frei wählbar sein sollen. Vor allem Inhaber von Markennamen müssten zahllose neue Domains registrieren, um sich vor Cybersquatting zu schützen und dem Missbrauch ihrer Marken vorzubeugen, so die Experten.

„Die Entscheidung kann zu einem riesigen Chaos führen“, sagte John Mackenzie von der Anwaltskanzlei Pinsent Masons. „Cybersquatter werden nicht direkt TLDs mit dem Namen einer Marke registrieren. Vielmehr geht es um neue generische TLDs wie .shop, .buy oder .london. Jede Marke wird gezwungen sein, ihren Namen für jede dieser neuen TLDs zu registrieren, damit ihnen nicht jemand anderes zuvorkommt.“

Einen ähnlichen Effekt habe er bereits bei der Einführung der EU-Domain beobachtet, erklärte Mackenzie. „Eigentlich wollten unsere Kunden gar keine EU-Domains, aber sie fühlten sich gezwungen, ihre Marke als EU-Domain zu registrieren. Davor hatten wir das Problem mit .info oder .biz.“ Mit der Einführung jeder neuen TLD müssten Markeninhaber ihre Rechte schützen und neue Domains anmelden, um höhere Kosten zu verhindern, die beim Rückkauf einer Domain von einem Cybersquatter entstünden. „Die Icann hat diese Kosten nun vervielfacht. Das ist ein Alptraum für jeden Markeninhaber.“

Roy Illsley, leitender Analyst der Butler Group, schloss sich der Einschätzung Mackenzies an. „Es wird eine unübersehbare Anzahl möglicher Domain-Endungen geben. Wenn ein Markeninhaber diese nicht nutzt, setzt er den Ruf seiner Marke möglichen Gefahren aus.“ Ein Sprecher von Nominet, dem Registrar der UK-Domains, wies darauf hin, dass an die Registrierung einer freien TLD sehr hohe Anforderungen gestellt würden, die nicht jeder erfüllen könne. „Es wird auch eine Einspruchsfrist geben, in der man Einwände gegen die Registrierung einer TLD vorbringen kann.“ Von daher sei es zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen, welche Auswirkungen die freien TLDs haben werden, erklärte der Sprecher.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Chrome: Google verschiebt das Aus für Drittanbietercookies

Ab Werk blockiert Chrome Cookies von Dritten nun frühestens ab Anfang 2025. Unter anderem gibt…

8 Stunden ago

BAUMLINK: Wir sind Partner und Aussteller bei der Frankfurt Tech Show 2024

Die Vorfreude steigt, denn BAUMLINK wird als Partner und Aussteller bei der Tech Show 2024…

10 Stunden ago

Business GPT: Generative KI für den Unternehmenseinsatz

Nutzung einer unternehmenseigenen GPT-Umgebung für sicheren und datenschutzkonformen Zugriff.

15 Stunden ago

Alphabet übertrifft die Erwartungen im ersten Quartal

Der Umsatz steigt um 15 Prozent, der Nettogewinn um 57 Prozent. Im nachbörslichen Handel kassiert…

4 Tagen ago

Microsoft steigert Umsatz und Gewinn im dritten Fiskalquartal

Aus 61,9 Milliarden Dollar generiert das Unternehmen einen Nettoprofit von 21,9 Milliarden Dollar. Das größte…

4 Tagen ago

Digitalisierung! Aber wie?

Mehr Digitalisierung wird von den Unternehmen gefordert. Für KMU ist die Umsetzung jedoch nicht trivial,…

4 Tagen ago