Categories: Unternehmen

Innenstaatssekretär Beus soll Bundes-CIO werden

Wie Bundeskanzlerin Angela Merkel heute voraussichtlich auf dem zweiten IT-Gipfel bekannt geben wird, soll der Innenstaatssektretär, Hans Bernhard Beus, oberster Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik werden. Er nennt sich fortan Bundesbeauftragter für Informationstechnik (BfIT) und leitet ein neues Gremium, die sogenannte IT-Steuerungsgruppe des Bundes. Es handelt sich um ein Triumvirat, in das das Bundesministerium für Wirtschaft (BMWI) und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eingebunden ist.

Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) begrüßt die Entscheidung der Bundesregierung, einen IT-Beauftragten einzusetzen. „Das ist ein richtiger erster Schritt – aber jetzt müssen weitere folgen, und zwar möglichst schnell“, sagt August-Wilhelm Scheer, Präsident des Bitkom. Der Verband empfehle, den IT-Beauftragten mit den notwendigen ressortübergreifenden Befugnissen auszustatten, um einen einheitlichen Ansatz innerhalb der Bundesregierung und ihren zahlreichen Behörden verwirklichen zu können. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge hat Beus gegenüber den einzelnen Ministerien allerdings keine Durchgriffsrechte.

Doch nicht alle sind mit der Ausrichtung des Gipfels und seinen vermuteten Ergebnissen zufrieden: Der Bitkom setzt beim IT-Gipfel nach Meinung von Michael Müller, Wirtschaftssenator des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft (BVMW) die komplett falschen Akzente: „Es ist völlig sinnlos, einen Bundesbeauftragten für IT-Fragen oder Bundes-CIO zu schaffen. So viel Kompetenzen kann man dieser Position gar nicht verschaffen, um das IT-Management der Bundesverwaltung auf Vordermann zu bringen und die Abstimmungen mit den Ländern zu verbessern. Auch der Kompromissvorschlag von Merkel, ein Gremium unter Führung von Innenstaatssekretär Hans Bernhard Beus einzusetzen, ist reine Placebo-Politik. Beus war verantwortlich für die E-Government-Initiative Bund Online 2005 – und dies bemerkenswert erfolglos. Da sind fast nur Totgeburten herausgekommen“, so Müller.

An dem Kuddelmuddel des Bundes werde sich seiner Meinung nach nichts ändern: Dies beruhe nicht auf der Unfähigkeit der einzelnen Ministerien, die Projekte sinnvoll zu planen und umzusetzen, sondern an der bürokratischen Verwaltung. Die notwendige Kooperation der Ministerien scheitere an dem Gezerre um Zuständigkeiten, Kompetenzgerangel oder schlichtweg an lethargischen Oberamtsräten.

Fragwürdig sei auch die Rolle von McKinsey als Haus- und Hofberater des Bundes. „Für schrecklich viel Geld saßen und sitzen die teuren Nadelstreifenjungs im Bundesinnenministerium und jedes Bund-Online-Projekt hat einen eigenen McKinsey-Berater. Legitime Frage: Was machen die denn da, dass es eine zweite Studie braucht, um vorzuschlagen, einen Bundes-CIO zu installieren? Attestieren die sich nicht ihr eigenes Versagen?“, will Müller wissen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Google: Passkeys schützen mehr als 400 Millionen Google-Konten

Die Passwort-Alternative Passkeys überholt Einmalpasswörter bei der Zwei-Faktor-Authentifizierung. Auch Microsoft setzt sich aktiv für die…

15 Stunden ago

Infostealer: 53 Prozent der Angriffe treffen Unternehmensrechner

Der Anteil steigt seit 2020 um 34 Prozentpunkte. Allein 2023 erfasst Kaspersky rund 10 Millionen…

16 Stunden ago

Salesforce: Mit Einstein GPT zurück auf die Überholspur?

Salesforce forciert den Ausbau seiner Industry Clouds. Mit ihrem Prozesswissen könnten deutsche IT-Dienstleister davon profitieren.

2 Tagen ago

Neue Backdoor: Bedrohung durch Malvertising-Kampagne mit MadMxShell

Bisher unbekannter Bedrohungsakteur versucht über gefälschte IP Scanner Software-Domänen Zugriff auf IT-Umgebungen zu erlangen.

3 Tagen ago

BSI-Studie: Wie KI die Bedrohungslandschaft verändert

Der Bericht zeigt bereits nutzbare Angriffsanwendungen und bewertet die Risiken, die davon ausgehen.

4 Tagen ago

KI-Wandel: Welche Berufe sich am stärksten verändern

Deutsche sehen Finanzwesen und IT im Zentrum der KI-Transformation. Justiz und Militär hingegen werden deutlich…

4 Tagen ago