Versprochen: Microsoft schließt Frieden mit der Open-Source-Gemeinde

Microsofts hat in einem so genannten Microsoft Open Specification Promise mitgeteilt, vorhandene Patente in Bezug auf Web-Service-Standards nicht durchzusetzen. In dem Dokument wird festgehalten, dass Microsoft niemanden verklagen wird, der Software auf Basis von Web-Service-Technologien entwickelt. Beobachter sehen darin ein Tribut an die wachsende Akzeptanz der Open-Source-Bewegung. Entsprechend positiv fielen die Reaktionen aus, selbst von ausgewiesenen Microsoftgegnern.

„Das Beste daran ist die prinzipielle Änderung der Einstellung bei Microsoft. Noch vor ein paar Jahren wäre so etwas undenkbar gewesen. Jetzt ist es Wirklichkeit. Dies stellt wirklich eine bedeutende Veränderung dessen dar, wie Microsoft mit der Open-Source-Gemeinde umgeht“, so Gerald Beuchelt, Web-Services-Architekt der Business Alliances Group, die für den CTO von Sun Microsystems tätig ist.

Microsoft hat noch nie jemanden wegen Patentverletzungen in Verbindung mit Web-Services verklagt. Denoch drohte diese Option stets wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Entwickler und Anwender. Das Versprechen Microsofts dürfte nun alle Beteiligten beruhigen, so die einhellige Auffassung unter Analysten und hochrangigen Vertretern von Softwareherstellern. Open-Source-Entwickler etwa müssen sich nun keine Sorgen mehr machen, wenn sie Open-Source-Web-Service-Programme schreiben. Und Softwareunternehmen können jetzt Nicht-Windows-Produkte herstellen, die über Web-Services mit Microsoft-Programmen kommunizieren.

Das Open Specification Promise belegt, wie weit sich Microsoft inzwischen mit Produkten und Entwicklungsmodellen der Open-Source-Bewegung angefreundet hat. Als Linux Ende der 1990er Jahre immer mehr Anhänger fand, zeigte sich die Konzernspitze vom Open-Source-Modell mit seiner offenen, gemeinsamen Codebasis regelrecht geschockt. Bekannt ist CEO Steve Ballmers Ausspruch, in dem er Linux ein „Krebsgeschwür“ nannte. Microsoftgründer Bill Gates belächelte das „Pacman-ähnliche“ Lizenzierungsmodell von Open-Source. Andere hochrangige Vertreter von Microsoft, wie etwa der Windows-Chefentwickler Jim Allchin, prangerten Open-Source in der Vergangenheit als „Zerstörer geistigen Eigentums“ an.

Aber in den letzten zwei Jahren hat Microsoft sein Shared-Source-Programm verstärkt, in dessen Rahmen man freien Zugang zu Quellcode erhält. Und zwar unter ähnlichen Bedingungen wie bei gängigen Open-Source-Lizenzen. Außerdem will Microsoft dafür sorgen, dass Windows-basierte Produkte besser mit denen anderer Hersteller zusammenarbeiten, wozu auch Linux und weitere Open-Source-Software zählt.

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ZDNet.de Redaktion

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