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Nachruf: Die Meta Group verstummt

Der Marktforschungskonzern Gartner kauft für 162 Millionen Dollar den kleineren Konkurrenten Meta Group. Noch gibt es kaum offizielle Stellungnahmen, doch die Nebelwerfer sind schon in Stellung gebracht. So hat Gartner-CEO Gene Hall geschwärmt, dass es einfach sein dürfte, die Meta Group zu integrieren, weil deren Geschäftsmodell das eigene ergänze.

Genau gelesen, verbirgt sich hinter diesem Satz ein Widerspruch. Sich ergänzende Geschäftsmodelle zu integrieren, würde bedeuten, dass eigene Modell zu verwässern. Das wird Hall nicht tun, denn sein Geschäftsmodell ist finanziell erfolgreich, das der Meta Group ist es leider nicht. Es ist also damit zu rechnen, dass mit Integration vor allem die Übernahme der Kundenverträge gemeint ist. Kurz: Gartner räumt einen lästigen Konkurrenten aus dem Weg.

Wahrscheinlich muss man die Übernahme als normalen Konsolidierungsprozess einer darbenden Beraterbranche wahrnehmen. Die Dienstleister machen sich in dem Maße überflüssig, in dem sich IT-Know-how in den Anwenderunternehmen sammelt und gleichzeitig der Mut der professionellen Marktbeobachter sinkt, eindeutig zu Trends Stellung zu nehmen.

Genau deshalb ist es schade um die Meta Group. Trends wie etwa Data-Warehousing wurden früh erkannt und auch gegen Widerstände unterstützt. Die Mitarbeiter galten weltweit als Spezialisten, die auch technische Anwenderfragen konkret beantworten konnten. Doch Know-how aufzubauen und aktuell zu halten ist teuer, in den Jahren der Branchenkrise und der knappen Anwender-Budgets, zu teuer. 2002 musste die deutsche Niederlassung sieben von 40 Consultants betriebsbedingt kündigen, und Mitte vergangenen Jahres verließ Firmenchef Alfred Amoroso die Meta Group, ohne ersetzt zu werden.

Derweilen senkte Gartner durch standardisierte Verfahren die Kosten und wich imageschädlichen Fehleinschätzungen konseqent aus. Dieses Verfahren sicherte schwarze Zahlen, auch wenn sich so Analysen immer öfter in Plattitüden erschöpfen. Es steht zu befürchten, dass das technische Wissen der Meta Group bald im „erfolgreichen“ Standardisierungskonzept von Gartner versickert, oder die Know-how-Träger sich umorientieren.

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ZDNet.de Redaktion

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