Der Neuseeländer hinter Firefox

ZDNet: Inwiefern vereinfacht XUL die Produktion von Browsern?

Goodger: XUL ist eine Methode zur Beschreibung von Benutzerschnittstellen in XML. So wie man Webseiten durch das Schreiben von HTML-Tags erstellt, kann man Anwendungen auf Basis von Mozilla erstellen, indem man XUL-Tags für Elemente wie Menüs, Symbolleisten, Schaltflächen und so weiter schreibt. Meistens schreibt man also eine einzige XUL-Datei, die überall gleich dargestellt wird.

ZDNet: Dahinter stand der Gedanke, dass diese Web-Markup-Sprachen letztlich die robusten Computer-Programmiersprachen ersetzen würden, wenn es um das Programmieren von Anwendungen geht. Wie weit trifft das zu?

Goodger: Die Idee an sich ist gut. Bei Microsoft ist man von der Idee überzeugt. Dadurch wird XAML zu einem der Kernelemente von Longhorn. XAML (Extensible Application Markup Language) ähnelt XUL darin, dass es eine XML-Auszeichnungssprache zur Generierung von Benutzeroberflächen ist, obwohl die Methoden etwas unterschiedlich sind.

ZDNet: Wie kann sich Mozilla gegen Longhorn durchsetzen – vorausgesetzt es kommt irgendwann?

Goodger: An diesem Punkt gibt es eine bessere Integration in GNOME OS. Firefox lässt sich besser als zuvor in den GNOME-Desktop (GNU Network Object Model Environment) integrieren. Es gibt Menüs mit einem systemeigenen Erscheinungsbild, standardmäßige Browser-Integration und vieles andere.

ZDNet: Also gibt es jetzt eine Zusammenarbeit zwischen GNOME und Mozilla?

Goodger: Nein, an diesem Punkt gibt es keine Zusammenarbeit zwischen GNOME und Mozilla. Es gibt eine Zusammenarbeit auf der Ebene der Einbettung der Gecko-Layout-Engine selbst und unserer weitergeführten Einbettung von APIs (Application Program Interfaces).

ZDNet: Sind diese Bemühungen ausreichend um sich gegen Longhorn und dessen Pläne zur Betriebssystem/Browser-Integration durchzusetzen?

Goodger: Wir sind überzeugt, dass wir uns behaupten können. Wir entwickeln zum Beispiel unsere Grafiksysteme neu um einen größeren Nutzen aus der Hardwarebeschleunigung und neueren Funktionen ziehen zu können.

ZDNet: Sie scheinen Longhorn auf die leichte Schulter zu nehmen. Liegt das daran, dass Microsoft mit den Terminen im Rückstand ist oder weil Sie annehmen, dass sich der autonome Browser auch bei einer Übermacht von Longhorn behaupten werden wird?

Goodger: Longhorn wird für Microsoft schwierig zu verkaufen sein. Das Produkt lässt sich auf älterer Hardware, die in Unternehmen häufig vorkommt, nicht gut betreiben. Die Umstellung auf die neueste Version von Windows sowie die Aufrüstung der Hardware, damit man in den Unternehmen Anwendungen nutzen kann, von denen es bereits ältere Versionen gibt, ist für die Unternehmen zu kostspielig.

Longhorn kann in naher Zukunft dennoch an Einfluss gewinnen. Auch heute werden in Unternehmen XAML-Anwendungen erstellt.

Es gibt nicht annähernd so viele Unternehmen, in denen XAML-Anwendungen erstellt werden, wie es Unternehmen gibt, in denen Web-Anwendungen erstellt werden. In den Worten des Mozilla-Ingenieurs Brendan Eich ist der „Browser wieder da – und Longhorn in einer Welt von Web-Anwendungen bedeutungslos“.

ZDNet: Wie wirkt sich die Entscheidung von Microsoft, keine weiteren autonomen Internet Explorer-Versionen mehr freizugeben, auf Mozilla aus?

Goodger: Den Nutzern wird klar werden, dass ihre Anforderungen an eine deutliche Erleichterung ihrer Online-Arbeit nicht von Microsoft erfüllt werden. Wir bieten Alternativen an – und wir sind unabhängig.

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ZDNet.de Redaktion

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