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Medientage: Digitalisierung zwischen Technik und Politik

Die Printmedien, in denen der Computereinsatz weit fortgeschritten ist, spielten in München nur eine Statistenrolle. Großverleger Hubert Burda: „Wir haben die Digitalisierung längst hinter uns.“ Nun hat die Film- und Rundfunkindustrie das „bandlose“ Zeitalter eingeläutet.

Die Digitalisierung zielt in mehrere Richtungen: Es geht

  • um das Verbinden der IT-Inseln zu durchgängigen Prozessen,
  • um das Erschließen neuer Einnahmequellen und
  • um eine Neuordnung der politischen und wirtschaftlichen Machtverhältnisse im Medienmarkt.

Auch wenn viele Filmemacher nicht vom Zelluloid lassen können, so haben die Computer längst große Teile der Produktion erobert. Filme wie „Jurrassic Park“ und „Toy Story“ haben schon vor Jahren das Eis gebrochen. Anbieter von digitaler Medientechnik wie Avid, Alias Wavefront, Nvidia etc. sucht man in München allerdings vergeblich. Adobe, Sony und Arri haben eigene Stände und Apple lässt sich durch die Münchner Medienberater „Die Agenten“ vertreten. Die Abwesenheit vieler Medien- und insbesondere Videotechnik-Anbieter ist insofern verständlich, als sie sich zwischen den Ständen von Tageszeitungen, Marketing-Magazinen und Rundfunksender eher unwohl fühlen. Zudem stehen auf der Kongressmesse vor allem medienpolitische Themen im Vordergrund. Deshalb hat die vergangene Computermesse Systems versucht, der Medientechnik in der (vom Bereich der Medientage aus zugänglichen) Systems-Halle B1 eine Heimat zu geben. Doch neben Druckerhersteller Epson und T-Systems waren dort kaum namhafte Aussteller zu sehen. Viele werden sich auf die nahezu gleichzeitig in Köln veranstaltete „Photokina“-Messe konzentriert haben.

Allerdings drehte es sich bei den IT-Diskussionen während der Medientage weniger um Digitale Animation, Rendering oder Schnitt, sondern mehr darum, mit Hilfe durchgängiger IT-Unterstützung Kosten zu senken und die Flexibilität zu erhöhen. Die Probleme sind aus anderen Branchen bekannt. Es geht darum, Zulieferer über Standards einzubinden, IT-Inseln zu verbinden und Medienbrüche zu vermeiden. Die Kernidee: Inhalte entstehen auf hochqualitativen digitalen Ton- und Bildträgern, und werden am Computer auf einem Träger, einer Art Golden Master zusammengetragen. Daraus lassen sich dann durch Bearbeitung am Computer Variationen ausstrahlungsfähiger Sendungen für verschiedene Endgeräte (Internet-Browser, Fernseher, Handy) gewinnen.

Hier gilt es Standards zu schaffen. Tatsächlich arbeiten IT-, Telekom-, Medien- und Unterhaltungsbranche unter Hochdruck an allgemein akzeptierbaren Verfahren – und erzeugen damit Konkurrenz anstatt Standardisierung. Glaubt man jedoch Wolfgang Klein, Geschäftsführer der Softwarefirma Dalet GmbH, so gibt es keine Probleme mehr. Er berichtet, wie die ARD-Nachrichten mittels XML gespeichert und sich dadurch leicht für andere Darstellungsformen etwa im Web aufbereiten ließen. Er scheint die Zukunft zu kennen: Die Internet-Redaktion ist für ihn der zentrale Ort, an dem der Content für verschiedenste Medien erstellt wird. Selbst eine Killerapplikation, nach der alle Unternehmen fahnden, glaubt er im Fernsehen auf dem Handy gefunden zu haben: „Wenn ich Nachrichten sehe, soll es die Tagesschau sein, gleichgültig wo auf der Welt.“ Andere Fachleute finden sich dagegen schwer in dem Wirrwarr an Verfahren zurecht. Zu den noch ungelösten Fragen gehört beispielsweise, wann man preis- und qualitätsbewusst Bilder besser via WLAN, UMTS, WiMax oder GPRS versendet und wie man diese Dienste für den Kunden nachvollziehbar berechnet.

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ZDNet.de Redaktion

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