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Verdauungsprobleme im Enterprise-Bereich

Weitere Hinweise auf einen sich abschwächenden Enterprise-Markt sind die jüngsten Konsolidierungs-Tendenzen. Im vergangenen Jahr startete Oracle einen Versuch, Peoplesoft in einer feindlichen Übernahme zu übernehmen. Nur wenige Tage zuvor hatte PeopleSoft seinerseits bekannt gegeben, dass es J.D. Edwards übernehmen werde. Aussagen im Kartellrechtsprozess um den Peoplesoft-Übernahmeversuch zeigten, dass Oracle eigene Überlegungen bezüglich der Übernahme von J.D. Edwards angestellt hatte, ebenso wie Lawson Software und weitere Unternehmen. Und trotz seiner Verhandlungen mit SAP hatte Microsoft Investitionen in Peoplesoft in Betracht gezogen.

SAP, Oracle und Peoplesoft kämpften allesamt darum, neue Käufer von Enterprise-Software im oberen Marktsegment zu gewinnen: die Fortune-1000-Kunden, die das Basisgeschäft ausmachen. Inzwischen werden nur noch wenige umfangreiche Enterprise-Produkte an diese Großunternehmen verkauft, und es gibt immer weniger Millionen Dollar schwere Traum-Vertragsabschlüsse, wie sie für die Goldrauschmentalität der späten 90er Jahre typisch waren.

Im Gegensatz zu Desktop-Anwendungen oder Betriebssystemen sind die Verkaufszyklen für Enterprise Resource Technologien üblicherweise sehr lang, und die Kunden benötigen häufig 15 Monate oder noch länger, um Kaufentscheidungen zu fällen. Nach Informationen von AMR tauschen Unternehmen ihre Systeme nur alle 15 bis 20 Jahre aus, was bedeutet, dass große Vertragsabschlüsse äußerst dünn gesät sind. Shepherd drückt es folgendermaßen aus: „Das ist keine Entscheidung, die man übers Wochenende trifft.“

Teilweise ist die Abschwächung das Resultat bereits länger andauernder Budgetprobleme im IT-Markt, aufgrund derer nur wenige Unternehmen das Geld oder den Wunsch hatten, sich teuren Neuprojekten zu widmen. Nach Angaben von Forrester Research haben sich die Umsätze für neue Software-Lizenzen im Bereich Enterprise-Software-Produkte in den vergangenen drei Jahren insgesamt nicht verändert, da die Unternehmen noch damit beschäftigt sind, große, während der Boom-Jahre getätigte Einkäufe zu verdauen.

Eines der wichtigsten Probleme ist die Tatsache, dass die meisten Großunternehmen, die eine solche Enterprise-Software (deren Kauf, Installation und Wartung mehrere Millionen Dollar kostet) benötigen, diese bereits besitzen. Trotzdem kommt es gelegentlich zu großen Verkäufen. Diese entstehen jedoch häufig dadurch, dass es einem der drei großen ERP-Players gelingt, einem Rivalen den Kunden wegzuschnappen. So rühmte sich beispielsweise zu Beginn dieses Monats SAP eines Vertragsabschlusses mit dem Getränke-Riesen Pepsi, der zuvor einer der wichtigsten Kunden von Oracle war.

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ZDNet.de Redaktion

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