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Microsofts versuchte SAP-Übernahme ein Warnsignal

Microsoft hat nach SAP gegriffen und seine Hand wieder zurückgezogen – diese Nachricht hat in der Branche für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) für Irritationen gesorgt. „Zum Glück ist es nur beim Wunsch des Softwaregiganten geblieben“, bemerkt Michael Bloxberg, Geschäftsführer des Kölner IT-Unternehmens Abracus und verweist auf die weitreichenden Folgen für den Mittelstand: „Das Vorgehen von Microsoft zeigt sehr deutlich, dass große Unternehmen keine hundertprozentige Garantie für ihren Fortbestand mehr bieten können. Bei der Auftragsvergabe oder der Produktauswahl werden trotzdem immer noch namhafte Unternehmen bevorzugt, mit der Überzeugung, dass diese mehr Sicherheit bieten und länger auf dem Markt existieren als ein Unternehmen aus dem Mittelstand. Das ist aber eine trügerische Illusion“, so Boxberg.

Dass ein plötzliches Ende auch einem Marktführer wie SAP widerfahren könnte, sei ein ernstzunehmendes Warnsignal. „Große Fische beißen nicht nur kleine Fische“, sagt Boxberg. Die Marktdynamik würde vor allen Dingen die großen Anbieter unter Druck setzen. Da die fünf Größten, nämlich SAP, Peoplesoft, Oracle, Sage und Microsoft, im vergangenen Jahr schon 70 Prozent des Marktvolumens unter sich aufgeteilt hätten, ergeben sich auch hier zwangsläufig Gedankenspiele über Zusammenschlüsse – wie bei SAP und Microsoft geschehen und wie noch deutlicher im Übernahmekampf zwischen Oracle und Peoplesoft erkennbar.

„Die Historie der ITK-Branche zeigt deutlich, dass eine Aufteilung des Marktes unter wenigen Marktführern, die ihre Claims quasi einvernehmlich abstecken, zu monopolartigen Strukturen führt. Das war zur Blütezeit der Großrechner bei IBM so und es ist heute längst in der Breite der Officesoftware der Desktop und Small Server Systeme mit Microsoft der Fall. Im Ergebnis bleiben wirkliche Innovationen aus, statt dessen wird die Lizenzpolitik des Marktführers immer marktbeherrschender“, kritisiert Boxberg.

Gäbe es für den Anwender dann keine echte Alternative, habe er verloren. „Dazu kommt noch, dass die Verkrustung der Branche unter der Marktführerschaft eines Giganten dazu führt, dass sich der Markt und die Anwendungen nicht dynamisch und kontinuierlich weiterentwickeln, sondern eher bis zu einem Kollaps auf der Stelle tritt“, moniert Boxberg. Gerade in der IT-Branche zeugten Namen wie Nixdorf und Digital von diesem Phänomen. Ein anderer Aspekt solcher Übernahmen und Zusammenschlüsse unter Großunternehmen ist der, dass unterm Strich keine echten Synergie-Effekte auftreten. Es dominiert ausschließlich der Wunsch, weitere Marktsegmente zu übernehmen.

ZDNet.de Redaktion

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