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Computer Associates: „Linux oder Tod“

ZDNet: Eine weitere Open Source-Datenbank – das ist noch kein besonderer Beitrag, mit Verlaub gesagt.

Den Hartog: Naja, das bedeutet zunächst, dass uns einiges an Umsatz verloren geht. Zugegeben: unser Umsatz kommt hauptsächlich aus dem Support, aber unsere Kunden sparen sich künftig zumindest die Lizenzkosten. Aber Sie haben Recht: Nur ein Produkt an die Open Source-Community abzugeben ist nicht genug, um akzeptiert zu werden. Aber wir brauchen die Unterstützung der Community. Also haben wir uns nach Zusatznutzen für Ingres umgesehen: Und wir fanden Jboss. Die zweite News ist nämlich, dass Jboss künftig seine Produkte mit Ingres im Bundle anbieten wird.

Das ist nur die zweite Bekanntmachung. Die dritte ist, dass wir Ingres mit einem bestimmten Lizenzmodell anbieten werden. GPL wollten wir nicht einsetzen. Also haben wir ein eigenes Lizenzmodell ins Leben gerufen, die Trusted Open Source License (CA-TOSL). Damit aber immer noch nicht genug: Eine unserer Entwicklergruppen benötigte unbedingt eine bestimmte Funktion, und nach einigem Suchen und Testen haben wir PLONE gefunden. Es handelt sich um ein Open Source Document Management System, das bereits von Hunderten von Sites eingesetzt wird, auch in Deutschland. Wir hätten nun PLONE einfach für uns nutzen können, oder – um den Respekt der Community zu bekommen – etwas ganz anderes versuchen: tatsächlich haben wir eine PLONE Foundation ins Leben gerufen. Wenn Sie sich nämlich erfolgreiche Open Source-Produkte ansehen, erkennen Sie schnell, dass ihnen allen ein kommerzielles Modell zugrunde liegt: MySQL und Linux sind nur zwei Beispiele dafür. Wie kann das sein? Nun, wenn man ein schönes Produkt entwickelt hat, wird es schnell von anderen Anwendern eingesetzt, allerdings werden das in erster Linie Technik-Freaks sein. Verbreitet es sich dann weiter, tauchen schnell Fragen auf wie ‚Wie kann ich es installieren?‘, ‚Kann ich es auf der oder der Maschine auch installieren?‘, ‚Wie kann ich es re-kompilieren?‘ und so weiter und so fort. Mit solchen Fragen können die Entwickler aber wenig anfangen – das sind Techniker, keine Service-Leute. Also sind wir in Bezug auf PLONE ebenfalls an einem Punkt angelangt, wo wir uns fragten: Wie können wir es erfolgreicher machen? Wie können wir größere Kunden dazu bringen, PLONE einzusetzen? Das war ja schwierig, weil es keinen Support und keine Garantie dafür gab. Das mussten wir ändern und haben die PLONE Foundation mit zwei CA-Mitgliedern im Board gegründet. Obwohl die Foundation zunächst nichts mit CA zu tun hat, haben wir erstmal eine Menge Geld da reingepumpt.

ZDNet: Wieviel Geld?

Den Hartog: Gute Frage, weiß ich aber nicht. Ich weiß es wirklich nicht, ehrlich. Was ich weiß ist, dass wir einerseits Leute bei CA haben, die an PLONE arbeiten und wir andererseits PLONE supporten. Kunden können also mit uns einen Service-Vertrag für PLONE unterschreiben. Zusätzlich fügen wir der von PLONE eingesetzten Datenbank – sie heißt ZODP. Sie wird ebenfalls in vielen Open Source-Produkten eingesetzt. ZODP ist Object-orientiert. Relationale Fähigkeiten fehlen ihr jedoch. Ingres verfügt aber genau darüber. Also sind wir hergegangen und haben einiges an Code (mit Zope, Anbieter einer Enterprise Content Management Solution, die ZODB einsetzt; Anm. des Autors), ausgetauscht: Sie bekommen einiges von uns, wir einiges von ihnen.

ZDNet: Wie viele Leute haben Sie dafür tatsächlich abgestellt? CA ist ein Riesen-Konzern, und eine handvoll engagierte Entwickler sind nicht gerade das, was man ein Momentum nennt.

Den Hartog: Und ob da Momentum dahinter steht. Und Geld! Und in Zukunft werden es noch mehr Leute sein! Aktuell lernen wir gerade die Support-Abteilung an, geben ihnen Training und so. Aber ich kann Ihre Frage verstehen: Angekündigt ist leicht etwas, die Schwierigkeiten ergeben sich erst bei der Umsetzung. Die Ingres Development Group existiert bereits, sie wird bald etwas zur Open Source-Community beitragen.

ZDNet: Wie groß ist diese Gruppe?

Den Hartog: Verdammt, schon wieder eine gute Frage, die ich aber leider wieder nicht beantworten kann. Mit Sicherheit kann ich aber sagen, für Ingram und PLONE haben wir 40 bis 45 Leute abgestellt. Das ist sicher. Es handelt sich nur um Entwickler, die sind nicht mit Support beschäftigt.

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ZDNet.de Redaktion

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