Opteron-Frühling: Intels verpasste Chancen

IBM, Sun, Fujitsu-Siemens und nun auch HP bauen AMDs Opteron derzeit in ihre kleineren Server ein. Dabei handelt es sich um Prozessoren, die eine 64-Bit-Erweiterung vor allem dazu nutzen, klassische 32-Bit-Anwendungen zu beschleunigen. Sie bilden eine Zwischenstufe auf dem offensichtlich steinigen Weg zum 64-Bit-Computing. Dieser „Lückenbüßer“ ist für die Anwender offensichtlich so attraktiv, dass Marktführer Intel nun mit dem Xeon die AMD-Technik kopiert, um diesen Markt nicht kampflos aufgeben zu müssen. Verkehrte Welt: Intel baut die Technik des Spezialisten für Intel-Nachbauten nach.

Das Intel-Management ist offensichtlich derart auf sein langwieriges Zukunftsprojekt Itanium konzentriert, dass zunehmend der Gegenwartsmarkt aus dem Blick gerät. Der Opteron ist nicht das einzige Beispiel. So hat das Unternehmen bei aller Centrino-Werbung für WLAN auf dem Chip den Trend zur schnellen Funkverbindung über den IEEE-Standard 802.11g (54 Mb/s statt bisher 11 Mb/s) verpasst. Während Nutzer von WLAN-Karten schon seit rund einem Jahr jederzeit auf die neuere Technik umsteigen können, warten die Centrino-Anwender noch auf die ersten 802.11g-Rechner. Ob dann zugunsten der neuen Technik gleich die eben im WLAN-Boom angeschafften Centrino-Geräte mit der älteren Technik ausgetauscht werden, ist zu bezweifeln. Solche Versäumnisse schmerzen gerade jetzt, zu einem Zeitpunkt, an dem der PC- sprich Notebook-Absatz wieder anzuspringen scheint.

Das Intel-Management ist derart auf sein Zukunftsprojekt Itanium konzentriert, dass zunehmend der Gegenwartsmarkt aus dem Blick gerät.

Auf ähnliche Weise hat sich Intel jetzt von AMD mit dem Opteron-Chip überholen lassen. Das Unternehmen hat den Aufwand für den Umstieg zur 64-Bit-Architektur unterschätzt und damit die Bedeutung eines Übergangsprodukts wie AMDs Opteron. Um bei den kleineren Servern ohne viel Aufwand mehr Leistung bieten zu können, liefern fast alle Hersteller von Rang Server mit AMDs 64-Bit-Erweiterung aus. Nur PC-Konfektionär Dell scheint bereit zu sein, zu warten, bis im Sommer dieses Jahres Intels AMD-Nachbau Xeon marktreif sein wird. Alle anderen aber beeilen sich mit dem Opteron-Einbau, um im jetzt scheinbar endlich anziehenden Rechnergeschäft keine Marktanteile zu verlieren. Peinlich für Intel ist, dass der Chip-Weltmarktführer nun schon zum zweiten Mal (nach AMDs Speichertechnik Double Data Rate Random Access Memory DDR-SDRAM) technischen Vorgaben von der Nummer zwei am Markt folgen muss. Der Grund: Software-Partner Microsoft ist nicht bereit, mehr als eine Chip-Technik pro Rechnerklasse zu unterstützen. Damit sich die Software-Entwicklung möglichst früh auf neue Architekturen einstellen kann, gilt die alte Müller-Regel, dass, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Bei DDR und Opteron war das AMD. In Zeiten, als die Verbindung zwischen Microsoft und Intel noch so eng war, wie es die aus der Mode gekommene Bezeichnung „Wintel“ signalisiert, hätte das nicht geschehen können.

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ZDNet.de Redaktion

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