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HP bei Daimler-Chrysler: Ein Dienstleister als Kabalenschlichter

Zum Kern der Schwierigkeiten stößt man vor, wenn man bedenkt, dass sich die Wertschätzung einer Abteilung, einer Funktion, auch daran misst, mit welcher Priorität man vom User-Support bedient wird. Solange die PCs lokal gewartet werden, fällt kaum auf, dass der Vertriebsmitarbeiter in Marseille bislang weit besser ausgestattet wurde als der in Mexico City. Die Vereinheitlichung der PC-Infrastruktur nach sachlichen Gesichtspunkten kann nur zu einem empörten Aufschrei in Marseille führen. Die Folge: Jeder Abteilungsleiter, jeder Manager wird schon aus Gründen seines Renommees um sein bisheriges IT-Budget kämpfen.

Das Top-Management ist sich zwar einig, dass eine einheitliche PC-Strategie viel Geld sparen kann, doch ist es beim „Persönlichen Computer“ viel schwieriger, sich auf eine Linie zu einigen als bei Rechenzentrums-Technik. Jeder technisch interessierte Manager hält sich aufgrund seiner Erfahrung für kompetent in Fragen der PC-Strategie. Auch bei der Fusion von Daimler-Chrysler scheint es zu widerstreitenden Meinungen gekommen zu sein. Das zumindest deutete Schreiner an, wenn er mit Blick auf HP anmerkte: „Wenn Prozesse aus dem Ruder laufen, müssen sie bereinigt werden. Das können Externe besser. Sie sind nicht Teil der firmeninternen Politik.“

Offensichtlich hat sich Schreiner, der sonst gegenüber Outsourcern eine eher kritische Haltung vertritt, von HP erhofft, dass sie den gordischen Knoten durch externen Rat durchschlagen und eine einheitliche PC-Strategie durchsetzen könnten. Am technischen Know-how des Computer-Konzerns zumindest war ihm nicht gelegen. Schreiner: „Bei uns gibt es keinen Know-how-Mangel. Hier profitieren die Dienstleister vielmehr von uns. Deren Asset ist, dass sie extern arbeiten.“ Solche Statements klingen allerdings nicht danach, als ob sich Daimler vom Juniorpartner HP bereitwillig beraten ließe.

Kurz: HP hat sich beim Projekt „PC Global“ auf ein firmenpolitisches Minenfeld begeben, auf dem das Unternehmen weder seine Größe noch sein technisches Know-how entfalten konnte. An diplomatischer Erfahrung mit großen Multis aber, auf die es hier angekommen wäre, fehlt es dem Dienstleistungs-Newcomer noch. Wenn „PC-Global“ scheitert, wie es derzeit aussieht, dann liegt das vermutlich nicht daran, dass die Softwareverteilung nicht klappt, sondern daran, dass Daimler-Chrysler zwar von HP erwartet hat, interne Probleme zu lösen, dem Dienstleister aber gleichzeitig die Kompetenz dazu abgesprochen hat.

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ZDNet.de Redaktion

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