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Die SCO Group ist nur mit Geld zu stoppen

Wenn die Linux-Anhänger schwere Geschütze gegen SCO auffahren, hat das damit zu tun, dass sie sich ihrer Rechtssituation keineswegs sicher sind. Aus gutem Grund. Die so genannten Unix-Kriege der späten 80er und frühen 90er Jahre haben dafür gesorgt, dass heute niemand mehr so genau weiß, wo die Rechte für welche Betriebssystem-Teile liegen. In wechselnden Gruppierungen wie Open Software Foundation (OSF), Unix International (UI), Advanded Computing Environment (ACE) und X/Open hat die Branche um einen Unix-Standard gerungen. In diesem Kontext wechselten die Rechte an Unix zuerst mit den Bell Labs zu AT&T, danach als Kompromiss der gesamten Branchen zu Novell (Unix-Technik) und X/Open (Markenbezeichnung Unix), danach zu SCO. In jedem Fall gab es Dutzende von Abkommen und Nebenabkommen, mit denen die rechtliche Lage verwirrt wurde.

Hat Novell 1995, wie SCO behauptet, dem neuen Unix-Eigner zugesichert, kein Konkurrenzprodukt auf den Markt zu bringen? Vermutlich ja, denn SCO hätte sonst wohl kaum die Aufgabe übernommen, für die Branche in einem langjährigen Entwicklungsprozess ein 64-Bit-Unix zu entwickeln. Es fragt sich jedoch, ob ein solches Abkommen – falls es existiert – heute noch gilt, und wenn ja, ob es auf Linux anwendbar ist?

Die vielfältigen Verflechtungen und Abkommen aller Unix-Interessenten untereinander dürften dazu führen, dass die tatsächliche rechtliche Situation – sollte sie sich gegen alle Wahrscheinlichkeit – aus diesem Knäuel extrahieren lassen, mit der Wirklichkeit im heutigen Unix-Markt nichts zu tun hat. Der Ausgang eines Prozesses mit derart unklaren Ausgangspositionen wäre für jeden Beteiligten ein langwieriges Glücksspiel. Darauf kann SCO bauen.

Diese in sich unsichere Rechtsposition von Linux macht die Stärke der SCO-Position aus. Niemand kann dem Unternehmen glaubwürdig widersprechen, wenn es Lizenzrechte in Anspruch nimmt. Gleichzeitig aber ist die gesamte IT-Branche heute daran interessiert, Linux als herstellerübergreifende und kostengünstige Plattform zum Erfolg zu führen. Warum torpediert SCO dieses Ziel? Weil es gerade in dieser Verunsicherung sein Geschäftsmodell sieht. Das Management kann zuversichtlich sein, dass die Branche das Scheitern von Linux um jeden Preis verhindern wird. Und diesen Preis will SCO diktieren. Längst hofft die Linux-Branche dass sich ein reicher Investor – vorzugsweise die IBM – erbarmt und den geschäftsschädigenden Abmahnverein aus dem Markt kauft.

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ZDNet.de Redaktion

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