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BMC: RZ-Paradiesvogel mit kleinem Sündenfall

Dennoch ziert auch die jüngste BMC-Historie ein Schandfleck. Der Management-Spezialist ist aus dem Speichergeschäft ausgestiegen. Im Januar hatte BMC überraschend das Produkt Patrol Storage Manager (PSM) aus dem Programm genommen. Eine Weiterentwicklung von Version 2,2 gibt es nicht mehr, die zuständige Abteilung geht in anderen Geschäftseinheiten auf.

Angetreten war der Hersteller mit der Vorstellung von einem Application Centric Storage Management, also der Idee, Speicher zu verwalten aus der Perspektive von Anwendungsperformance. Das Konzept, das Applikationen eng mit der Speicherinfrastruktur verzahnt, steht in Kontrast zur herkömmlichen Sichtweise: der mehr oder weniger in sich geschlossenen Verwaltung und Organisation von Speicherkapazitäten.

Anwender und Analysten mutmaßten verschiedene Gründe, die BMC veranlassten, das Produkt aufzugeben. Erstens passte es nicht so recht in bestehende Vertriebskanäle. Zum einen waren Spezialkenntnisse erforderlich und finanzielle Zugeständnisse, die den Erwerb hätten versüßen können, waren nach Insiderberichten kaum zu bekommen.

Sodann dauert es lange, eine solche Software zu verkaufen, weil sich der Hersteller lange mit dem Anwenderunternehmen über die Art der Verwendung austauschen muss. Aufwand und Gewinn stehen in keinem ausgewogenen Verhältnis.

Außerdem soll das Produkt einige Schwachstellen vor allem in großen verteilten Systemen gezeigt haben. Und schließlich entwickelte sich der Storage-Markt offenbar langsamer als sämtliche großen Analystenhäuser noch vor zwei Jahren angesagt hatte,

Vice-President Stek hat dagegen eine vergleichsweise kurze Erklärung parat: „Wir hatten ein innovatives Produkt,für das der Markt noch nicht reif war. Deshalb lohnten sich Entwicklung und Verkauf nicht; also stellten wir es ein.“ Der amerikanische Kolumnist Jon Toigo hält es durchaus für möglich, dass diese Entscheidung die Glaubwürdigkeit des Unternehmens nachhaltig erschüttert.

BMC aber konzentriert sich nach eigenen Angaben längst auf eine neue Produktstrategie: Business Service Management. Hierbei sollen Geschäftsprozesse in den Mittelpunkt treten. Die BMC-Produkte Patrol, Mainview, Remedy und Mastercell sorgen in den Prozessen für die Verfügbarkeit und Performance.

Während die Produkt-Suite Patrol die Überwachung einzelner IT-Komponenten sowie das Management von Applikationen in verteilten Umgebungen übernimmt, ist die Software Mainview für Mainframe-Umgebungen mit OS/390 und z/OS zuständig.

In diesem Monat stellt der Anbieter zudem System Explorer vor, das das Mainframe-Management mit einer grafischen Oberfläche versieht. Das Geschehen im Rechenzentrum soll transparenter werden. Larry Riggen, Chefberater in Sachen Technik bei der Cinergy Corp. aus Ohio, nimmt an, BMC adressiere damit vor allem den IT-Nachwuchs, der im Großrechner-Umfeld Mangelware ist.

Im vergangenen Jahr akquirierte BMC die Softwareschmiede Remedy. Damit gelangte der Hersteller in den Besitz von Out-of-the-box-Anwendungen für das Management von Helpdesks und für die Automatisierung des Inventarisierung und Verwaltung von IT-Assets.

Jüngster Zukauf ist die belgische Firma IT Masters mit dem Produkt Mastercell. Die Technik soll Event-Automation mit der Möglichkeit kombinieren, Services zu modellieren – wenn es sein muss in Echtzeit.

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ZDNet.de Redaktion

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