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Die Computer-Industrie aus der Perspektive des PCs

Noch wehren sich Unternehmen wie Dell (Börse Frankfurt: DLC) und Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) gegen die Erkenntnis, dass die PC-Ära zu Ende gegangen ist. Das heißt nicht, dass PCs von der Bildfläche verschwinden werden. Vielmehr sind die Zeiten vorbei, in der die rasende Entwicklung dieser Allzweck-Maschine unser aller Leben ständig verändert hat. Ein Gerät (Software inklusive), das sich bei Aldi und ohne Angst vor Qualitätsverlusten erstehen lässt, kann kein Innovationsträger mehr sein. Dafür spricht auch die oft beklagte Tatsache, dass viele Kunden ihre Rechner nicht mehr alle zwei, sondern nur noch alle fünf Jahre austauschen. Es gibt schlicht keine neuen Funktionen mehr, die ein Upgrade rechtfertigen. Kurz: Der Markt ist gesättigt und die Discounter grasen jetzt lediglich noch die letzten von den PC-Herstellern vernachlässigten Geiz-ist-geil-Bergwiesen ab.

Pessimisten, die daher eine dauerhafte Krise der Computer-Industrie erwarten, liegen dennoch falsch. Sie sehen die Welt aus der Frosch-Perspektive von Wintel. Tatsächlich aber spaltet sich die IT-Branche derzeit in die Bereiche Consumer-Electronics (Spielegeräte, Internet-Sex-Seiten, Handys, Local based Services etc.) und Business-Computing mit Server-Farmen, IT-Integration, Prozess-Optimierung, Supply-Chain-Management, Business-Intelligence und vielem anderen. Dabei bildet das Business-Computing auch für viele der Konsumenten-Angebote das Infrastruktur-Rückgrat – ein lukratives Geschäft, selbst in der Krise. Home-User-orientierte Wintel-Anbieter ringen dagegen schon jetzt um ihre Nische zwischen Kommunikations-Industrie und Unterhaltungsbranche.

Es ist nicht zuletzt dem Internet zu verdanken, dass sich die Aufmerksamkeit der Entwickler wieder auf Server-Systeme verlegt hat, nachdem sie jahrelang unter dem missverständlichen Schlagwort Client-Server-Computing bunte Benutzeroberflächen programmiert haben. Seither sind neben Schnelligkeit (quick and dirty) auch wieder Qualität, Ausfallsicherheit und Skalierbarkeit gefragt. Vor allem aber hat die Krise Hersteller wie Anwenderunternehmen aus ihren Allmachtsträumen geweckt. Informationstechnik und Internet sind nicht mehr dazu da, die Schwerkraftgesetze der Wirtschaft außer Kraft zu setzen, sie dienen vielmehr als Werkzeuge, um die Geschäftsabläufe zu optimieren. Dafür brauchen die Unternehmen zwar flexibler aber auch dauerhafte und stabile Infrastrukuren mit denen sich möglichst alle Ebenen der Geschäftstätigkeit integrieren lassen. Außerdem benötigt die Führungsriege aktuelle und verlässliche Informationen über alles was in ihrer Firma, in ihrer Branche vor sich geht. Solche Dienste hießen früher Management Informationssysteme (MiS), heute Business Intelligence. Bei allen Fortschritten in den vergangenen Jahren bleibt hier noch genug zu tun für die Unternehmen und genug zu verdienen für die IT-Dienstleister.

Den PCs kommt bei alledem – wie Handys, Handhelds und anderen Devices – die Aufgabe zu, den Zugang zu den Diensten der Business-Systeme freizumachen. Datenendgeräte nannte man solche Systeme in den 70er und 80er Jahren.

Kurz: Aus der PC-Froschperspektive sieht die Zukunft weit düsterer aus als aus der Sicht derer, die Informationstechnik für den Unternehmenseinsatz herstellen, implementieren und pflegen.

ZDNet.de Redaktion

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