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High-Tech-Triumph eines „Low-Tech“-Unternehmens

Wie sieht Ihre Vision für die P&G-Lieferkette aus?

Einer der Bereiche, bei denen sich unserer Branche nicht gerade hervortut, ist die Zufriedenheit der Verbraucher im Laden. Der fehlende Warennachschub ist ein schwieriges Problem in unserer Branche. Amerikanische Lebensmittelhändler verzeichnen bei den 2000 meistverkauften Artikeln Bestandslücken von 12 bis 15 Prozent, europäische Händler zwischen 8 und 10 Prozent. Wir müssen die Lieferkette aus dem Blickwinkel des Verbrauchers untersuchen, also müssen wir uns fragen: „Wie bringen wir das richtige Produkt zum richtigen Zeitpunkt und zum richtigen Preis an den richtigen Ort?“

Unsere Vision sieht so aus, dass wir den Kauf einer Küchenrolle im Liefersystem erkennen können und jemand in Kanada sofort weiß, dass er einen Baum für den Nachschub fällen muss. Dafür brauchen wir das Internet. Ich sage ganz ehrlich, ohne das Internet geht gar nichts.

Wie wichtig ist das Internet inzwischen für P&G?

Es ist die grundlegende Technologie für uns, aber unter einem Vorbehalt: Wir brauchen Normen. Wir brauchen Normen für die Datenübertragung, wir brauchen XML-Normen, wir brauchen Normen für die Geschäftsprozesse. Wir müssen zum Beispiel mit dem Uniform Code Council, das den Strichcode über die USA hinaus verbreitet hat, bei der Entwicklung und allgemeinen Anwendung dieser Normen eng zusammenarbeiten – und zwar viel schneller als bisher üblich. Der Strichcode ist inzwischen beinahe 30 Jahre alt, seine allgemeine Verbreitung erreichte er aber erst im Laufe der letzten 20 Jahre. Die Startlinie war also erst nach 10 Jahren erreicht! Eine solche Verzögerung können wir uns nicht noch einmal leisten.

Was glauben Sie, welche drei Technologien in der Zukunft am wichtigsten sein werden?

Der größte Bereich ist hier der Mobilfunk. Denken Sie nur an die Milliarden und Abermilliarden dieser billigen Chips auf allen möglichen Verpackungen – die dafür benötigte Infrastruktur muss einfach auf der Funktechnologie beruhen.

In unserer Sparte interessiere ich mich sehr für die Biometrik, und zwar in Kombination mit einem Teil der Genom-Forschungen in unserer pharmazeutischen Abteilung. Diese Projekte werden sich hoffentlich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen überall auf der Welt stark positiv auswirken. Es wird für uns besonders wichtig sein, als IT-Unternehmen die unterschiedlichen Arten und Mengen an vorhandenen genetischen Daten bearbeiten zu können. Also verwenden wir viel Zeit, Geld und Energie im Genom- und Biometrikbereich.

Die dritte Technologie ist wahrscheinlich die Virtual Reality. Die visuelle Simulation von Abläufen wird in Zukunft immer wichtiger werden, und ich glaube, dass sie sich im Laufe der Zeit immer mehr den Tools für die virtuelle Realität annähern wird. In der Autoindustrie setzt man sie schon seit langem ein. Wir verwenden die visuelle Simulation bereits jetzt bei Verpackungsstraßen und in unseren Produktionsprozessen, aber wir beginnen, sie auch auf Laden-Anwendungen auszudehnen. Solche Simulationen haben wir schon immer angestellt, aber wenn wir vor 10 Jahren eine Simulation gemacht haben, wurde alles auf Papier ausgegeben, und das Aha-Erlebnis kam irgendwo auf Seite 287. Dann hieß es: „Ach, so funktioniert das!“ Mit den neuen Simulations-Tools geht das alles deutlich schneller und außerdem viel billiger.

Gibt es diese Technologien bereits, oder ist für ihren praktischen Einsatz noch ein gewisser Entwicklungsaufwand erforderlich?

Einige Branchen sind da wohl etwas weiter als andere. Ich glaube, dass die Möglichkeiten des Mobilfunks quasi explodieren werden. Das sehe ich ja schon bei mir zu Hause. Ich habe ein 2,4 GHz schnelles Telefonsystem, ein Funknetzwerk und manchmal schaltet mein Funknetzwerk meine Mikrowelle ein, weil sie ebenfalls mit 2,4 GHz arbeitet. Wir werden noch herausfinden müssen, wie die Privatumgebung und die Einzelhandelsumgebung synergetisch zusammenarbeiten können. Aber ich glaube, dass wir am Ende eine unglaubliche Steigerung an Produktivität und Lebensqualität für den Verbraucher erreichen werden.

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ZDNet.de Redaktion

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