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France Télécom will Mobilcoms Schulden doch nicht zahlen

France Télécom hat Hoffnungen auf eine schnelle Rettung der Not leidenden Telefonfirma Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) zunichte gemacht. Der Pariser Konzern dementierte am Freitag einen Bericht, wonach er bereit sei, Mobilcom-Schulden in Höhe von 7,5 Milliarden Euro zu übernehmen. Auch Angaben, die Franzosen würden weitere 485 Millionen Euro in den Ausbau des UMTS-Mobilfunknetzes der deutschen Firma stecken, wies das Unternehmen „entschieden“ zurück.

Dagegen hieß es aus Mobilcom-Kreisen, ein entsprechender Bericht des „Handelsblattes“ gehe „in die richtige Richtung“. Die Erwartung einer unmittelbar bevorstehenden Einigung zwischen den zerstrittenen Partnern hatte der Mobilcom-Aktie zunächst immense Kursgewinne beschert. Das „Handelsblatt“ (Freitagausgabe) berichtete, von den Franzosen liege eine Absichtserklärung zur Übernahme der Schulden vor. Demnach sei das französische Unternehmen bereit, das UMTS-Darlehen von 4,7 Milliarden Euro, Gesellschafterkredite von 1,01 Milliarden Euro sowie offene Forderungen der Netzausrüster Nokia und Ericsson von insgesamt rund 1,22 Milliarden Euro zu übernehmen.

Im Gegenzug verpflichte sich Mobilcom, keine Schadensersatzansprüche gegen den 28,5-prozentigen Pariser Anteilseigner aus dem Kooperationsvertrag zu stellen. Das Grundsatzabkommen soll dem Zeitungsbericht zufolge in den nächsten zwei Wochen unterzeichnet werden. Zudem müssten die Mobilcom-Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung zustimmen, die voraussichtlich Mitte Dezember stattfinden werde. Unklar sei jedoch, ob Hauptaktionär Gerhard Schmid der Übereinkunft zustimme, da sie keine Regelung über die Höhe einer Abfindung für sein Aktienpaket enthalte.

Die genannten Summen seien frei erfunden, sagte dagegen France-Télécom-Sprecher Bruno Janet in Paris der Nachrichtenagentur AFP. „Unsere Position hat sich seit dem 12. September nicht geändert, als wir angekündigt haben, dass wir keinerlei Schulden von Mobilcom übernehmen werden“, betonte er. Das Pariser Unternehmen halte zwar seinen ebenfalls am 12. September gemachten Vorschlag aufrecht, fällige Zahlungen an Banken und Lieferanten von Mobilcom zu übernehmen. France Télécom werde aber kein Geld mehr überweisen, damit Mobilcom jeweils das Ende der Monate überstehe. Die selbst hoch verschuldete France Télécom hatte Anfang September jede weitere finanzielle Unterstützung für Mobilcom aufgekündigt.

Eine Insolvenz des deutschen Unternehmens konnte daraufhin nur durch einen Rettungskredit der Bundesregierung verhindert werden. Seitdem streiten beide Firmen über die Frage, inwieweit France Télécom vertraglich zur Schuldenübernahme und weiteren Finanzierung des Ausbaus der UMTS-Mobilfunknetze von Mobilcom verpflichtet ist. Um eine Insolvenz zu verhindern, hatte Mobilcom Ende September den Ausbau seines UMTS-Netzes in Deutschland auf Eis gelegt. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen die Streichung von 1850 von insgesamt 4200 Vollzeit-Stellen an.

Der Mobilcom-Kurs verdoppelte sich am Freitag zu Handelsauftakt aufgrund des „Handelsblatt“-Berichtes zunächst auf 5,79. Bis zum Mittag schmolzen die Gewinne aber wieder deutlich ab. Gegen 12.30 Uhr pendelte das Papier um die vier Euro. Dies entsprach einem Plus von einem Drittel gegenüber dem Vortag.

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ZDNet.de Redaktion

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