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Handel mit Game-Levels ärgert Spielehersteller

Wer bei Abenteuerspielen im Internet nur mäßige Erfolge erzielt, kann mit etwas Geld doch noch zum Helden aufsteigen. Weltweit sind meist junge Spielerclans auf der Jagd nach den heiß begehrten Trophäen in Online-Spielen, die dem Besitzer in der virtuellen Welt Wunderkräfte verleihen. Längst hat sich – zum Unmut der Spielehersteller – ein Markt etabliert: Spielwütige Schüler und Studenten schlagen sich rund um die Uhr durch immer schwierigere Levels der Online-Games, um weniger erfolgreichen aber wohlhabenden Gelegenheitsspielern gegen Bares zu mehr Ansehen zu verhelfen. Denn egal ob „Diabolo 2“ oder „Dark Age of Camelot“ – ohne viel Zeit und Einsatz ist in keinem der Online-Rollenspiele ein virtueller Blumentopf zu gewinnen.

Mit jedem bewältigten Abenteuer gewinnt der Spielcharakter Eigenschaften hinzu, die ihn weniger verwundbar und spielstärker machen. Ein einfacher Charakter geht dabei für 50 Euro über den virtuellen Tresen. Wer in die Liga der digitalen Supermänner aufrücken will – um etwa seinen Sohn zu beeindrucken – muss hingegen mindestens ein paar hundert Euro investieren. Besonders begehrt sind derzeit Schwerter oder Pfeil und Bogen, die jenem Spieler als Belohnung winken, der sich erfolgreich durch die Schwierigkeitsstufen schlägt. Mit der Zauberkraft virtueller Brillianten oder Goldringe ist hingegen kaum noch ein Geschäft zu machen: Zu viele davon sind auf dem Markt.

Der 21-jährige Micha Schikor ist Mitbetreiber der nach eigener Einschätzung weltweit größten internationalen Online-Börse für „items“, also all jenen Schwertern, Ringen und Rüstungen, die dem Computerspieler Wunderkräfte verleihen. Vor rund einem Jahr machte Schikor mit seinen beiden Brüdern Daniel und David bei ihren digitalen Rund-um-die-Uhr-Schlachten den bislang größten Fang. Eine selbst erspielte Rüstung wurde für rund 3000 Euro an einen neuen Besitzer übergeben. „In ganz Europa gab es davon vielleicht zehn Stück“, schätzt Schikor.

Aber die Zeiten, in denen Schikor mit seinen Geschwistern selbst im Spieleparadies Battlenet in die Schlacht zog, um „items“ zu sammeln und zu verkaufen, sind längst vorbei. Schikor kauft nach eigenen Angaben mittlerweile aus China und Polen. Auch beim Online-Auktionshaus Ebay sind die privaten erspielten Trophäen-Angebote für die Handels-Profis eher uninteressant.

Den Spieleanbietern sind diese Märkte ein Dorn im Auge. Denn die Zauberkräfte verleihenden „items“ werden von ihnen konzipiert – und sind damit ihr Eigentum. Die Käufer der virtuellen Zauberkräfte kommen aus verschiedenen Berufen und Altersklassen. Allen gemeinsam ist, dass sie relativ viel verdienen – und wenig Zeit fürs Zocken haben. Zum Kundenkreis Schikors gehören Manager ebenso wie Fußballer der ersten Liga. „Wenn sie sich das selbst erspielen müssten, da wären sie auch in fünf Jahren noch nicht gut genug, um richtig Spaß zu haben“, sagt Schikor. Manchmal währt die Freude am teuer erworbenen „item“ aber nur kurz: Ungeschickte Spieler sind ihre Zauberkräfte im Online-Kampf mit den zockenden Profis nämlich auch schnell wieder los.

ZDNet.de Redaktion

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