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MS-Prozeß: Schlachtpläne liegen vor

Nun liegen die Schlachtpläne für den weiten Verlauf des Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft auf dem Tisch: Beide Seiten haben ihre Zeugen benannt.

Microsoft beruft den AOL Senior Vice President David Colburn, Symantec-Chef Gordon Eubanks und wieder einmal Professor Richard Schmalensee vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den Zeugenstand. Richter Thomas Penfield Jackson hatte sich im Januar diesen Jahres nicht sehr angetan von Schmalensees damaligen Ausführungen gezeigt. Knackpunkt: Der Professor wollte Microsoft einerseits nicht als Monopolist bezeichnen, setzte dies aber gleichzeitig in seiner Argumentation mehrmals voraus.

Zudem hatte sich eine Umfrage, auf die der erste Microsoft-Entlastungszeuge Schmalensee seine Aussage stützt, als massiv durch Microsoft-Boß Bill Gates manipuliert erwiesen.

Das US-Justizministerium benannte den ehemaligen Direktor für Software-Strategie der IBM PC Division und heutigen Direktor der IBM Networking Hardware Division, Garry Norris, in den Zeugenstand. Außerdem erneut den Wirtschaftsprofessor Franklin Fisher vom MIT und den Computerwissenschaftler der University Princeton, Edward Felten.

Gerade im Falle von letzterem hatte sich Microsoft in der ersten Runde bis auf die Knochen blamiert, als man den sogenannten Felten-Test mittels eines Videos widerlegen wollte. Das Video war bekanntermaßen ebenfalls manipuliert:

Auf dem im Gerichtssaal gezeigten Video hatte der Microsoft-Manager Yusuf Mehdi demonstriert, wie ein speziell von Professor Felten entwickeltes Deinstallationsprogramm den Browser Internet Explorer aus dem Betriebssystem Windows entfernt. Danach, so Mehdi, laufe Windows allerdings dreimal langsamer als vorher. Das Video sollte beweisen, daß die Integration des Browsers in das Betriebssystem unbedingt notwendig sei. Die Herstellung des Videos hatte der Microsoft-Topmanager James Allchin überwacht.

Doch dann legte der Ankläger David Boies los: Zunächst erkundigte er sich, ob der Microsoft-Zeuge Allchin sich der Tragweite einer Falschaussage bewußt sei. Schließlich habe er einen Eid abgelegt.

„Was auf dem Schirm zu sehen war,“ erwiderte Allchin kurz angebunden, „ist die Wahrheit“.

Boies holte dann zu einem vernichtenden Schlag aus: Er wollte von Allchin wissen, wie es sein könne, daß das in dem Video gezeigte System nach dem Einsatz der Felten-Software in der Task-Leiste immer noch die Bezeichnung „Internet Explorer“ zeige. Die Felten-Software würde diesen doch aus dem System verbannen. Somit könne das gefilmte, langsame System kein mit diesem Programm behandeltes sein.

Schlucken von Allchin.

„So weit ich sehen kann,“ räusperte er sich, „haben sie wohl das falsche System gefilmt“.

„Wie um alles in der Welt kann man von diesem Programm als Felten-Programm sprechen, wenn sie genau wissen, daß es das nicht ist“, verlangte Boies zu wissen.

„Sie haben`s einfach mehrmals gefilmt und haben dann versehentlich das falsche Tape erwischt“, antwortete Allchin. „Ich kann ja nicht jedes einzelne Bit kontrollieren.“

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760

ZDNet.de Redaktion

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