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Kartellrechtsprozeß gegen Microsoft läuft weiter

Die Anwälte von Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) haben die Suche nach einer außergerichtlichen Beilegung des Kartellrechtsprozesses offenbar aufgegeben und stellen sich auf einen Fortgang des Verfahrens gegen das Unternehmen ein. Gerade bereiten sie sich auf das Verhör des Initiators des AOL-Netscape-Sun-Geschäftes, Mike Popov, vor. Dieser ist ein hochrangiger Manager von Sun Microsystems (Börse Frankfurt: SSY) und gilt als Drahtzieher und Einfädler der Netscape-Übernahme.

Der Auftritt von Popov wird öffentlich sein und voraussichtlich am Freitag, den 30. April im Bezirksgericht in San Francisco stattfinden. Richter Thomas Jackson hat zudem den AOL-Chef Steve Case nochmals in den Zeugenstand berufen. Der AOL-Manager und Chef der Abteilung Interactive Services, Barry Schular, wird voraussichtlich ebenfalls nominiert.

Prozeßbeobachter rechnen darüber hinaus mit dem Erscheinen des Gateway-Chefs Ted Waitt.

Die kommende Taktik der Microsoft-Rechtsvertreter hat sich bereits zu Ende der ersten Runde des Kartellrechtsprozesses angedeutet: Die Anwälte wollen Beweise vorlegen, daß sich der weltgrößte Online-Dienst America Online (AOL; Börse Frankfurt: AOL) anschickt, die Marktdominanz in der Softwarebranche zu erringen.

Ziel von Microsoft ist der Beleg, daß es einen ernsthaften Konkurrenten für Microsoft gebe, und das Unternehmen folglich kein Monopolist sein könne.

Bereits Mitte Dezember vergangenen Jahres hatte der zuständige Richter Thomas Penfield Jackson eingeräumt, daß die geplante Fusion zwischen AOL und Netscape den Microsoft-Prozeß beeinflussen könnte. Der Kauf „könnte eine sehr wesentliche Änderung der Rahmenbedingungen bedeuten“, sagte Jackson damals.

Anfang Januar hatte Jackson nochmals den Wirtschaftsprofessor Franklin Fisher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu einem aktuellen Artikel in der „Washington Post“ befragt. Darin hieß es, die Übernahme von Netscape durch AOL für 4,3 Milliarden Dollar würde keinen Effekt auf den Markt für PC-Betriebssysteme haben.

Microsoft hatte nach der Bekanntgabe des AOL-Netscape-Deals im November vergangenen Jahres verlautbaren lassen: „Die Fusion ist ein Beleg dafür, wie sich in der IT-Industrie durch den starken Wettbewerb quasi über Nacht alles ändern kann.“

Das US-Justizministerium und die Generalstaatsanwälte von ursprünglich 20 US-Bundesstaaten hatten Microsoft im Mai 1998 wegen Verstößen gegen das amerikanische Wettbewerbsrecht verklagt. Auslöser war die Zwangskopplung von Browser und Betriebssystem, die das Unternehmen PC-Herstellern abverlangte.

Kontakt: Microsoft, Tel.: 089/31760

Leserdiskussion: Sagen Sie uns Ihre Meinung! Nutzt der Softwaregigant seine Betriebssystem-Dominanz unerlaubt oder behindert die US-Justiz den Fortschritt?

ZDNet.de Redaktion

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