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Kriegshysterie im Internet

Am vergangenen Sonntag war die Website des Weißen Hauses in Washington nicht abrufbar. Sprecher der US-Regierung verwiesen auf ein Hardwareproblem. Offenbar von der Nato-Intervention im Kosovo inspirierte Medienberichte sprachen hingegen von einem Angriff „russischer Cyber-Soldaten“.

Das System des Weißen Hauses gehört angeblich zu den sichersten der Welt – nach Regierungsangaben versuchen sich täglich bis zu einhundert Hacker am Knacken der prestigeträchtigen Site. Ein Zusammenhang des Serverausfalls mit einer Art „Online-Kriegsführung“ erscheint damit eher unwahrscheinlich.

Als erstes verbreitete jedoch das renommierte US-Magazin „Wired“ die Nachricht von „Anti-NATO Crackers“, die das Weiße Haus angegriffen hätten, und berief sich dabei auf die russische Online-Zeitung „Gazetta Ru“ (www.gazeta.ru). Sie existiert tatsächlich – was sie berichtet, bleibt den meisten amerikanischen und europäischen Websurfern aber schleierhaft, da die Zeitung in kyrillisch geschrieben ist.

Als weiteren Beweis führte „Wired“ eine Propaganda-Site (www.occaviationandspace.edu) an, die schon durch die dort benutzte Rechtschreibung und Ausdrucksweise zeigt, daß es sich weder um eine seriöse Quelle noch um besonders gut ausgebildete Verfasser handeln kann („To Adolf Clinton: Fuck out Looser!! Go fucks Monica!“).

Bis zum Beweis des Gegenteils belegt die vermeintliche „Attacke russischer Cyber-Soldaten“ daher vor allem eines – daß die Grenzen zwischen Nachricht und Spekulation nur allzu rasch verschwimmen, wenn im stets um Geschwindigkeit bemühten Internet statt Fakten auch Fiktionen genügen.

ZDNet.de Redaktion

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