Was hat Intervideo da nur geritten? An sich erwartet man von einer DVD-Playersoftware, dass sie Bilder korrekt anzeigt und den Ton mittels leistungsfähiger MPEG2-Dekodierung korrekt wiedergibt, dass sie mit dem Betriebssystem kompatibel ist und dass sie über eine gute Navigation verfügt (schneller Vor- und Rücklauf, Rückkehr zum Menü usw.). Das müsste reichen. Offenbar aber nicht für den amerikanischen Herausgeber Intervideo, der mit seiner „Time Stretching“ genannten Funktion die Möglichkeit bietet, einen Film einschließlich Ton mit doppelter oder halber Geschwindigkeit anzusehen…

Dieser neue Befehl ermöglicht es dem Kinofreund, einen Zwei-Stunden-Film in einer Stunde anzusehen, wenn er es eilig hat, oder in vier Stunden, wenn er Zeit totschlagen muss. Die Filme werden also auf Geschwindigkeiten zwischen 0,25x und 2x verzögert bzw. beschleunigt. Und dabei – so eine Überraschung – bleiben die Dialoge immer hörbar, nur die Stimmen werden etwas deformiert. Das Ergebnis ist in der ersten Minute amüsant, in der zweiten nervend und wird ab der dritten Minute schlicht unerträglich. Eine Wiederaufnahme der Wiedergabe an der Stelle, an der man sie aus Zeitnot abgebrochen hat, wäre nützlicher gewesen und leichter zu implementieren.

Die Kompatibilität mit Windows XP ist, auch wenn nichts Besonderes dabei ist, ganz klar wichtiger. Denn damit wird es möglich, Videofilme im DVD-Format mit WinDVD 3, aber auch mit dem Windows Media Player anzusehen, der selbst nicht die richtigen Codecs mitbringt.

Anzumerken ist auch, dass diese XP-Version von WinDVD nach wie vor eine leistungsstarke MPEG2-Dekodierung verwendet. Beim Test mit zwei verschiedenen Rechnerkonfigurationen (Pentium III 866 MHZ mit SoundBlaster Live 5.1-Soundkarte und 4x-AGP-Grafik Nvidia sowie Pentium III 800 MHZ mit Onboard-Sound und -Grafik) waren die Audio- und die Videoqualität rundherum in Ordnung. Die Sequenzen werden flüssig und klar wiedergegeben, und auch die Farben und die Audiodekodierung sind gut gemacht.

Die Klangqualität gewinnt erst richtig mit einer Soundkarte und einem Satz Lautsprecher oder einem guten Kopfhörer. WinDVD 3 vernachlässigt den Stereo-Modus zugunsten der Formate Dolby Prologic, Dolby HeadPhones, Dolby Digital 5.1 und DTS. Aber Achtung: Wer den neuesten 6-Kanal-Standard nutzen möchte, muss die Version WinDVD 3 Deluxe wählen.

Neben DVD-Video, Video-CD, Super-VCD und Audio-CD verarbeitet WinDVD 3 auch die wiederbeschreibbaren DVD-Formate DVD-RW und DVD-Ram, aber nicht DVD+RW. Zudem liest WinDVD auch MPEG-, ASF-, Avi- und MP3-Dateien.

Die Oberfläche von WinDVD bleibt seinen Vorgängern treu und sieht aus wie ein Wohnzimmer-DVD-Spieler. Der Anwender kann das Aussehen des Programms ändern, indem er eine der fünf Oberflächen auswählt, die mitgeliefert werden. Über ein Kontextmenü gelangt man an alle Funktionen, die spezifisch für die DVD-Video-Unterstützung sind: Wahl der Untertitel und der Bildgröße, schneller Vor- und Rücklauf (von 0,25x bis 20x) und Erstellen von Bookmarks. Eine etwas interessantere Neuerung ist die Darstellung der Lesezeichen in der Form von Vignetten.

Abgesehen vom unnützen Time Stretching ist WinDVD eine gute Software, die macht, was sie soll: DVD-Videos anzeigen, und das macht sie gut! Doch ist ihr Konkurrent PowerDVD noch immer eine Nasenlänge voraus. Insbesondere kennt PowerDVD mehr Audioformate (SRS TruSurround XT, Dolby Prologic II) und verfügt insbesondere bei den Video- und Audioeinstellungen über mehr Funktionen . So kann man beispielsweise Videoprofile anlegen, indem man mit den Einstellungen für Kontrast, Sättigung, Helligkeit und Farben spielt. PowerDVD verfügt sogar über ein Diagnose-Werkzeug zur Bestimmung des besten Anzeigeformats und für eine optimale Konfiguration des DVD-Players. Nicht so leistungsstarke Rechner finden etwas Entlastung, weil PowerDVD weniger hungrig in Sachen Arbeitsspeicher und Prozessorleistung ist.

ZDNet.de Redaktion

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