Machtkampf: DVD-R versus DVD+R

In letzter Zeit ist Bewegung ins DVD-Karussel gekommen und langsam scheint sich der Nebel um das Format-Wirrwarr zu lichten. Nachdem nun immer mehr Hersteller zum DVD+RW-Lager wechseln und Microsoft die native Unterstützung des DVD+RW-Formates in Windows seit Windows XP integriert hat, wird es für die Konkurrenz aus dem DVD-Forum – DVD-R, DVD-RW und DVD-RAM – immer schwieriger, da noch etwas entgegenzuhalten.

Übrigens wird DVD-RAM vom Microsoft Betriebsystem schon seit der Einführung dieser Technik 1997 unterstützt und kann aus Windows direkt ohne zusätzlichen Treiber oder Software beschrieben werden. Somit ist technisch gesehen die groß angekündigte Neuerung (DVD+RW-Support durch Windows) kein so besonderer Vorteil.

Außer Pioneer produzieren und vermarkten nur Panasonic, Lacie, Vivastar und demnächst ASUS entweder OEM-Versionen der Japaner oder eigene DVD-R(W)-Brenner. Doch während man bei DVD-R mit Mühe und Not 2-fache Geschwindigkeit beim Brennen auf DVD erreicht, schaffen es die DVD+R(W)-Brenner, die Medien mit 2,4-fach DVD-Tempo zu beschreiben. Außerdem ist die Unterstützung zum Brennen von CD-R(W)s bei DVD+R(W)-Geräten besser integriert, läuft schneller und macht weniger Probleme – einige DVD-R-Geräte können nicht einmal CDs beschreiben!

Nächster Schwung im Herbst

Kaum ist die zweite Staffel gestartet, planen die Hersteller schon die nächste Runde. Ursprünglich sollten die für Herbst geplanten 4-fach Brenner anstelle der jetzt vorgestellten Geräte starten, doch es gab Probleme in der Produktion mit dem optischen System, und darum musste das Ganze um ein halbes Jahr nach hinten verschoben werden. Daher entschied man sich die jetzigen, verbesserten Geräte mit DVD+R-Unterstüzung zu launchen.

Beide Lager, DVD-R(W)/-RAM und DVD+R(W), wollen zum Herbst ihre neuen Brenner vorstellen. Panasonic und dessen DVD-RAM-Mitstreiter, unter anderem Toshiba, Samsung, Hitachi-LG und Vivastar, planen einen 2-fach DVD-RAM-Brenner. Der neue Brenner soll außerdem DVD-R und DVD-RW unterstützen.

Intern arbeiten DVD-RAM-Brenner mit der doppelten nominalen Geschwindigkeit, also 4-fach in diesem Fall. Doch aufgrund des hardwareseitigen Verifying (Überprüfung der geschriebenen Daten) halbiert sich die effektive Schreibleistung.

Pioneers kommender DVR-A05 wie auch die neuen DVD+R(W)-Brenner der anderen Hersteller werden 4-fache Brenngeschwindigkeit unterstützen. Unbekannt ist noch, wie die Lese- und Brenngeschwindigkeiten für CDs ausfallen. Fest zur Planung gehört dagegen, dass ab Ende 2002 DVDs mit knapp 5,5 MByte/s gebrannt werden und man somit für eine ganze DVD nur noch etwa 15 Minuten benötigt.

Was ist eigentlich DVD+R?

Im Vergleich zur anfänglichen Entwicklung bei CD-Brennern sind die DVD-Pendants um einiges schneller. Die „großen Brüder“ der CD-Brenner gehen in die zweite Runde, und mit ihnen kommt, schon wieder, ein neues Format: die einmal beschreibbare DVD+R. Mit ihr möchte die DVD+RW-Allianz dem DVD-R-Lager Paroli bieten.

Seitens vieler Befürworter der DVD+RW-Technik stößt dieser Schritt auf Unverständnis. Schließlich sind die Preise für beide Medien derzeit in etwa gleich und beim jetzigen Produktionsstand dürfte sich da kaum etwas ändern. Für die DVD+RW spricht zudem ihre Wiederbeschreibbarkeit im Gegensatz zur DVD+R. Die Hersteller begründen die Einführung von DVD+R mit angeblichen Forderungen aus dem Markt – sprich: von Kunden – nach einem einmal beschreibbaren Pendant zur DVD+RW mit längerer Beständigkeit. Tatsächlich können die Daten bei einer DVD+R länger bestehen bleiben als bei einer DVD+RW – diese Eigenschaft verhält sich synchron zur CD-R und CD-RW. Die neuen Medien verfügen über ein anderes organisches Substrat, welches als „Schreibfläche“ dient. Dieses weist eine höhere Dichte auf als das Substrat der DVD+RW, weswegen es wiederum einen stärkeren Laser mit erhöhter Lichtleistung erfordert, um diese zu beschreiben. Das ist auch der Grund, warum erst die zweite Generation der DVD+RW-Brenner DVD+R beschreiben können und es kein Update auf das neue Format für die Geräte der ersten Generation gibt: der Laser in den ersten Geräten ist zu schwach! Dieses Substrat mit erhöhter Dichte verlängert auch die Beständigkeit geschriebener Daten auf dem Medium.

Nebenbei bemerkt

Während eines Tests von DVD-Brennern trat ein ungewöhnliches Problem unter Windows XP: Wenn man einen DVD-R-Brenner (Pioneer DVR-A04) an den gleichen IDE-Controller anschließt, an dem vorher bereits ein DVD+RW-Brenner hing, ist es nicht mehr möglich, eine CD oder eine DVD zu brennen. Sowohl Nero 5.5.9.0, Win-on-CD 5 wie auch Instant CD/DVD 6.5 gaben die gleiche Fehlermeldung aus: „Communication Failure“. Erst eine Neuinstallation beziehungsweise ein Controllerwechsel (statt IDE 0 nun IDE 1 oder IDE 2/3) hilft. Unter Windows 2000 dagegen gibt es keine Probleme. Die Reihenfolge, welches Gerät zuerst angeschlossen wird (DVD+RW oder DVD-RW), und die Anschlussfolge (Master oder Slave), scheinen unerheblich. Vermutlich handelt es sich hier ein Problem in der Hardwarekonsole von Windows XP. Es sieht so aus, als würde XP nach der Deinstallation eines Laufwerks und dem Neueinbau eines anderen an seiner Stelle den Treiber nicht aktualisieren. Dadurch kann die imapi.dll (zuständig für Schreibvorgänge auf optischen Medien) den Brenner nicht richtig ansteuern und bekommt eine Fehlermeldung. Brenner und Brenn-Software bleiben hängen. Erst ein Neustart gibt das Laufwerk wieder frei!

ZDNet.de Redaktion

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