Trend Micro blickt ins Jahr 2030

Zum Jahresende bringen zahlreiche Firmen Prognosen für das kommende Jahr heraus. Der japanische Sicherheitsanbieter Trend Micro ist besonders mutig und veröffentlicht seine Vision, wie die Welt zu Beginn des nächsten Jahrzehnts aussehen könnte. Die Video-Serie „Project 2030“ und das zugrundliegende Forschungspapier beleuchten zudem, wie die Sicherheitsbranche auf Innovationen im Bereich der Cyberkriminalität reagieren kann.

Bis zum Jahr 2030 wird die Konnektivität jeden Aspekt des Alltags beeinflussen, sowohl auf physischer als auch auf psychischer Ebene. Bedrohungsakteure werden sich weiterentwickeln, um technologische Innovationen zu nutzen und zu missbrauchen – so wie sie es bereits heute tun.

„Project 2030 ist keine absolute Vision dessen, was sein wird, sondern ein Gedankenspiel über das, was sein könnte – die Beschreibung einer Zukunft, welche auf der Grundlage aktueller Technologien und Trends plausibel ist,“ erklärt Richard Werner, Business Consultant bei Trend Micro. „Wir hoffen, dass diese Zukunftsaussichten eine Debatte in der Sicherheitsbranche und in der Gesellschaft auslösen. Nur wenn wir künftige Szenarien sorgfältig vorausdenken, können wir Regierungen, Unternehmen und Individuen eine Gelegenheit bieten, sich auf die Cybersicherheitsherausforderungen des kommenden Jahrzehnts vorzubereiten.“

Der Bericht betrachtet die Welt im Jahr 2030 aus drei Perspektiven: Der eines fiktiven Bürgers, eines Unternehmens und einer Regierung. Er analysiert detailliert die zukünftigen Bedrohungen für die Cybersicherheit und wie sich diese auf Security-Stakeholder auswirken könnten.

Dabei werden unter anderem folgende Vorhersagen getroffen:

  • KI-Tools machen Cyberkriminalität in einem völlig neuen Umfang selbst für Personen mit wenig technischem Vorwissen zugänglich.
  • Cyberangriffe stören Lieferketten massiv und können Menschen sogar physischen Schaden zufügen – beispielsweise über vernetzte medizinische Implantate.
  • Social Engineering und Desinformationskampagnen („Fake News“) werden durch allgegenwärtige Heads-Up-Displays (HUDs) unmittelbarer und schwerer zu ignorieren.
  • Massive-Internet-of-Things (MIoT)-Umgebungen sind attraktive Ziele für Sabotageangriffe und Erpressung, welche auf die Bereiche Fertigung, Logistik, Transport, Gesundheitswesen, Bildung, Einzelhandel und das private Wohnumfeld abzielen.
  • KI-gestützte Verschleierung macht eine Zuordnung von Angriffen zu einem Täter (Attribution) nahezu unmöglich. Incident Response und Identity and Access Management (IAM) am Netzwerk-Edge rücken deshalb in den Fokus der Security-Branche.
  • 5G- und 6G-Konnektivität ermöglichen in allen Lebensbereichen ausgefeiltere und präzisere Angriffe.
  • „Everything as a Service“ lässt Cloud-Anbieter zu sehr lukrativen Zielen für Cyberangreifer werden.
  • Es entstehen Schattenmärkte für jene, die Wege suchen, um Überwachung am Arbeitsplatz zu umgehen.
  • Techno-Nationalismus wird zu einem geostrategischen Schlüsselinstrument einiger der mächtigsten Nationen der Welt, wobei die Schere zwischen diesen und armen Nationen immer größer wird.

„Das exponentielle Wachstum moderner Technologie bringt eine Fülle von Chancen für die Zukunft mit sich, jedoch auch die damit einhergehenden Herausforderungen für die Cybersicherheit“, erklärt Dr. Victoria Baines, Zukunftsforscherin im Bereich der Cybersicherheit. „Diese Szenarien und die damit verbundenen Bedrohungen werden Veränderungen in der Unternehmens- und Regulierungspraxis der Cybersicherheit erfordern. Die Cybersicherheitsbranche muss sowohl die Technologie als auch die Ausbildung weiterentwickeln, um sich auf eine Zukunft vorzubereiten, in der alles miteinander vernetzt und deshalb gefährdet ist.“

Project 2030 entstand auf Basis von Open-Source-Forschung, Untersuchungen der Bedrohungslandschaft durch Security-Unternehmen, wissenschaftlichen Abstracts, Patenten, einer Befragung ausgewählter Teilnehmer und einer Umfrage unter CISOs. Die dazugehörige Video-Serie soll auf ansprechende und unterhaltsame Weise die Zukunft visualisieren sowie Unternehmen ermöglichen, darüber nachzudenken, wie sie sich an diese neuen Gegebenheiten anpassen können. Bei dem Projekt handelt es sich um den Nachfolger von Trend Micros Project 2020 aus dem Jahr 2012.

ZDNet.de Redaktion

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