Die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe e. V. (DSAG) nimmt die SAP-Ankündigungen hinsichtlich S/4HANA Public und Private Cloud kritisch unter die Lupe. Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender, kommentiert: „Die Anforderungen an Unternehmen hinsichtlich Geschwindigkeit, Effizienz und intelligenten Prozessen wachsen kontinuierlich. Deshalb benötigen sie passende Software und Technologien. S/4HANA aus der Public oder Private Cloud kann ein Mittel der Wahl sein. Doch die IT-Landschaften der Unternehmen sind heterogen, weshalb eine Technologiestrategie für alle nicht funktioniert. Daher begrüßen wir als Interessenvertretung von mehr als 3.700 SAP-Anwenderunternehmen im deutschsprachigen Raum die SAP-Initiative ‚RISE with SAP‘. Sie soll Unternehmen auf ihrem individuellen Weg in die Cloud unterstützen.“
Steffen Pietsch, DSAG-Fachvorstand Technologie, ergänzt: „Wir sehen das enorme Potenzial und die Vorteile Cloud-basierter Lösungen – und gleichzeitig die Herausforderungen, vor denen SAP-Kunden stehen. Mit RISE möchte SAP den Weg für seine Kunden in die Cloud und zu S/4HANA ebnen, was wir als Anwendervereinigung per se ausdrücklich befürworten.
Die Chance und gleichzeitig Herausforderung beim Wechsel von der Business Suite zu S/4HANA liegt in der damit einhergehenden Business-Transformation und der Anpassung von Geschäftsprozessen. Ein reines ‚Lift-and-Shift‘ von On-Premise-Systemen in eine Cloud-Umgebung reicht nicht aus bzw. kann nur der erste Schritt sein.“
Steffen Pietsch, DSAG-Technologievorstand, meint: „SAP ist gemeinsam mit Partnern gefordert Wege aufzuzeigen, wie sie hochgradig angepasste Systeme und Prozesse in S/4HANA-Cloud-Umgebungen überführen wollen und darüber zu informieren, welche Unterstützung auf Kundenseite hierzu erforderlich ist. Gleiches gilt für die Transformation komplexer Eigenentwicklungen und Drittsystemintegrationen, die, so wie sie gebaut wurden, nicht ‚Cloud-kompatibel‘ sind, de facto aber in vielen Kundensystemen existieren und fachlich weiterhin erforderlich sind. Diese Umstellung ist keine technische Migration, sondern eine Transformation, die die inhaltliche Auseinandersetzung mit fachlichen Anforderungen und einen ganzheitlichen Blick auf die Systemlandschaft erforderlich macht.
Wenn dieser Übergang gelingt, ist das Zielbild attraktiv. Vor allem dann, wenn es sich um eine ‚echte‘ Cloud-Landschaft und kein Hosting handelt. Am Ende zählt die betriebswirtschaftliche Total-Cost-of-Ownership-Betrachtung aus Kundensicht. Derzeit liegen jedoch noch zu wenige Informationen vor, um die Tragfähigkeit des RISE-Modells bewerten zu können.“
Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen & Wartung sieht grundsätzlich das Angebot ‚RISE with SAP‘ als einen weiteren Schritt in die richtige Richtung, mahnt aber: „Da sich die Kunden damit jedoch noch stärker in die Hände von SAP begeben, braucht es einen transparenten Prozess über die kompletten Inhalte des Angebots. Dies fängt bei einem transparenten Übergang der On-Premise-Lizenzen in eine Cloud-Subscription an und geht über einheitliche, transparente und schlanke Cloud-Verträge ohne versteckte Kosten bis hin zu einem möglichen Exit-Konzept aus der Cloud. Das ist für die DSAG eine Voraussetzung, dass das Angebot erfolgreich funktioniert und breiten Zuspruch findet.“
Thomas Henzler, DSAG-Fachvorstand Lizenzen & Wartung, fordert Transparenz bei Lizenzen ein: „Dieser lückenlose Überblick ist auch wichtig, damit sich der Kunde mit dem Schritt in die Cloud und der Umwandlung seiner Lizenzen in eine Subscription dem Hersteller nicht ausgeliefert fühlt. Da er faktisch keine Lizenzen mehr besitzt, sondern nur noch ein Mietverhältnis eingeht, sind die Folgen im Falle einer Kündigung der Cloud-Dienste Stand heute noch ungewiss. Denn: Sollte sich aus irgendwelchen Gründen die Cloud als die falsche Entscheidung erweisen, müssen auch die möglichen Wege zurück in die On-Premise-Welt klar vorgezeichnet sein. Hier sehe ich als DSAG-Vertreter noch großen Bedarf an transparenten Prozessen für den Schritt von der Kauflizenz in die Subscription und gegebenenfalls zurück, die z. B. anhand eines Leitfadens klar nachvollzogen und umgesetzt werden können.
Um die vieldiskutierte Komplexität der Verträge zu reduzieren, verspricht SAP mit ‚One Subscription, One Price, One Contract‘ die Bündelung von Infrastruktur, Support und Basis-Dienstleistungen. Das nun vorgestellte Konzept bzw. die Lösung ist ein Schritt, auf welchen noch weitere folgen müssen. Einfacher und unkomplizierter Zugang zu Testsystemen quer durch das Produktportfolio, flexiblere Laufzeiten, schlankere bzw. kleinere Lizenz-Metriken, welche erst wirklich ein optimales Pay-per-use möglich machen, müssen das Cloud-Produktportfolio weiter attraktiver für Kunden machen. Bisher greifen weiterhin die Laufzeiten und Metriken, wie sie je Produkt definiert sind mit häufig zu hohen Einstiegshürden, was ein einfaches ‚Ausprobieren‘ erschwert. Für den Einstieg in die Cloud-Systeme wäre es wichtig, entsprechende Szenarien im Vorfeld ausgiebig testen zu können und mögliche Business-Cases zu erstellen.
‚RISE with SAP‘ darf keine Einbahnstraße sein. Sollte sich im Rahmen einer Cloud-Transformation herausstellen, dass ein On-Premise-Produkt doch besser zu einem Anwendungsfall passt, sollte im Vorfeld klar sein, wie ein Weg zurück möglich ist.“
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