Youtube-Gründer regt sich über neues Kommentarsystem auf

„Warum zum Teufel brauche ich ein Konto bei Google+, um zu einem Video zu kommentieren?“ fragt sich Youtube-Mitgründer Jawed Karim. Er stellte das symbolträchtig als Kommentar zu seinem eigenen Video „Me at the zoo“ ein, das im April 2005 als erstes Video überhaupt zu Youtube hochgeladen wurde. Nach acht Jahren äußerte er sich damit erstmals wieder auf der Videoplattform – knapp und auf den Punkt wie schon in der nur 19 Sekunden langen Video-Premiere.

Der 1979 im ostdeutschen Merseburg geborene Jawed Karim drückte damit aus, was viele Youtube-Nutzer seit der Einführung des Systems bewegt. Eine Online-Petition bei Change.org fordert Google zur Rücknahme der Änderungen auf und bewegt sich rasch auf die erhofften 75.000 Unterzeichner zu.

Es zeigt den Nutzern nur noch gefilterte Anmerkungen, etwa vom Ersteller des Clips, von Prominenten, positiv bewerteten Anwendern oder Leuten aus ihren Google+-Kreisen. Außerdem verfügen die Videoanbieter jetzt über zusätzliche Moderationswerkzeuge, mit denen sie unliebsame Kommentare fernhalten können.

Das neue Kommentarsystem basiert auf der Google-Identität, die über Google+ bereitgestellt wird. Um die Relevanz eines Kommentars zu bestimmen, nutzt das mit dem Google+-Team entwickelte System das bisherige Engagement des Schreibers, positive Bewertungen und nicht zuletzt seine Google+-Reputation. Alle Youtube-Kommentare erscheinen auf Wunsch zugleich bei Google+. Als Vorteile nennt Google eine intelligente Auswahl der Kommentare, „Gespräche mit Tiefgang“ sowie mehr Reichweite mit einer Anzeige auf Google+.

Youtube-Nutzern, die sich schon lange mit immer noch ausgefalleneren Kommentaren – häufig auch Trollkommentaren – zu übertreffen versuchten, scheinen die Änderungen wenig zu gefallen. Unter dem Video, mit dem Google das überarbeitete Kommentarsystem ankündigte, finden sich inzwischen annähernd 30.000 Kommentare mit viel harscher Kritik – oft auch in Form anzüglicher ASCII-Grafiken.

Einige Kommentare zu Jawed Karims Beschwerde werfen ihm und den beiden Mitgründern vor, Youtube an Google verkauft zu haben. Ein anderer empfiehlt das Youtube-Video „My Thoughts on Google+“, in dem Emma Blackery eine explizite musikalische Antwort auf die Google+-Anbindung gibt – mit schon fast 300.000 Abrufen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Google schließt Zero-Day-Lücke in Chrome

Von ihr geht ein hohes Risiko aus. Angreifbar sind Chrome für Windows, macOS und Linux.

2 Tagen ago

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

2 Tagen ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

3 Tagen ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

4 Tagen ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

4 Tagen ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

4 Tagen ago