Oracle und HP streiten weiter um Itanium-Support

Hewlett-Packard hat Oracle in einem Brief aufgefordert, die Entscheidung, den Support für die Itanium-Plattform zu beenden, rückgängig zu machen. Als nächsten Schritt droht HP mit einem Gerichtsverfahren gegen Oracle.

Oracles Entscheidung stelle einen illegalen Versuch dar, HPs Integrity-Kunden auf die eigenen Plattformen zu zwingen. „HP glaubt, dass Oracle rechtlich dazu verpflichtet ist, auch weiterhin die Software-Produkt-Suite für die Itanium-Plattform anzubieten, und wir werden jede rechtliche Möglichkeit ausschöpfen, die uns zur Verfügung steht, um die Interessen unserer Kunden sowie deren hohe Investitionen zu wahren“, heißt es in einer Mitteilung.

Details über das Vertragswerk, auf das sich HP bezieht, teilte es nicht mit. Ein Sprecher erklärte, das Abkommen sei vertraulich. Auch von Oracle liegen derzeit noch keine Aussagen über HPs jüngste Aussage vor.

HP behauptet, Oracle wolle den Itanium-Support beenden, um seine Kunden nach der Übernahme von Sun zu zwingen, von HP-Integrity-Servern auf Oracles hauseigene SPARC-Server umzusteigen. Der Datenbankriese hingegen stellt sich auf den Standpunkt, dass zu wenig Server mit Itanium-CPUs verkauft werden. Man wolle sich daher mehr auf die x86-Architektur konzentrieren.

Marktbeobachter vermuten auch eine persönliche Komponente in dem Streit. Der gefeuerte Ex-CEO von HP, Mark Hurd, ist ein persönlicher Freund von Oracle-Chef Larry Ellison. Nach seinem Rauswurf bei HP machte ihn Ellison zu einem von zwei Präsidenten seines Unternehmens.

Mit dem Ende der Unterstützung für Itanium-CPUs steht Oracle allerdings nicht allein da: Zahlreiche andere Hersteller von Software, etwa Microsoft und Red Hat, sowie OEMs wie Unisys, haben die Itanium-Plattform aufgegeben.

Itanium-CPUs führen immer drei Befehle gleichzeitig mittels VLIW-Instruktionen aus. Moderne Features wie spekulative Ausführung und Out-of-Order-Execution, die maßgeblich zur Geschwindigkeitssteigerung moderner x86-Prozessoren beitragen, fehlen ihnen jedoch. Sie arbeiten vollkommen deterministisch, was die Geschwindigkeit bremst, aber mehr RAS-Features erlaubt, etwa das LockStep-Verfahren, bei dem zwei Cores exakt die gleichen Operationen ausführen, um zu überprüfen, dass das Ergebnis tatsächlich korrekt ist.

Itanium-Server, bei denen typischerweise auch alle Bussysteme doppelt ausgelegt sind, kommen häufig in kritischen Szenarien zum Einsatz, etwa im Telefon-Billing. Würde ein Unternehmen in der Größe der Deutschen Telekom ihre Telefonrechnungen mit Standard-x86-Systemen erstellen, wäre mit bis zu 50 falsch erstellten Rechnungen pro Monat zu rechnen.

Allerdings geht der Trend eher dahin, kritische Prozesse in Public- oder Private-Clouds mit x86-Servern zu verlagern und etwa jede Rechnung mehrmals zu erstellen und anschließend zu vergleichen. Damit erhält man dieselbe Zuverlässigkeit bei geringeren Kosten. Ferner hat der Ausfall eines einzelnen Servers in einer Cloud keine Auswirkungen auf die Verfügbarkeit des Gesamtsystems.

HIGHLIGHT

Milliardengrab: Warum Intels Itanium gescheitert ist

Produktverspätungen und schlechte Leistung brachten ihm den Spitznamen "Itanic" ein. ZDNet zeigt, warum der Itanium mit modernen x86- und RISC-Prozessoren nicht mithalten kann und die letzten OEMs das sinkende Schiff verlassen.

ZDNet.de Redaktion

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