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Websuche: Für Hilton ist Paris ein echtes Problem

Sprache ist als Kommunikationsinstrument wenig geeignet. Trotz Übung quasi von Geburt an reden die Leute ständig aneinander vorbei. Das wissen Linguisten seit vielen Jahren. Noch schwieriger als selbst die deutsche Grammatik sind aber einzelne, aneinandergereihte Wörter zu verstehen. Das wissen Suchmaschinenprogrammierer seit vielen Jahren.

Den Eifer der Entwickler und ihrer Kollegen aus dem Marketing hat diese Erkenntnis aber nie geschmälert. So setzt sich auch Yahoo für die jüngste Überarbeitung seiner Suchtechnologie hohe Ziele: Gibt der Anwender zuerst den Begriff „Paris“ ein und später „preiswerte Hotels“, soll die Suchmaschine erkennen, dass er sich für Reiseinformationen interessiert und nicht für Klatsch über eine Person namens Paris Hilton. Das Beispiel stammt von Yahoo.

Was aber, fragt sich der aufmerksame Leser, wenn ein Anwender gezielt nach dem Hotel der Kette Hilton in Paris sucht? Linguisten und mit etwas Nachdenken auch gewöhnliche Internetnutzer sehen durchaus einen Unterschied zwischen „paris hilton“ und „hilton paris“ als Suchanfrage. Das erste könnte die Person sein, das zweite müsste das Hotel in der Stadt meinen. Außer natürlich, der Suchende hat die Wörter völlig unkoordiniert in beliebiger Reihenfolge eingegeben. Aber dann kann ihm die die beste Suchmaschine nicht helfen. Das ist dann eben Glückssache.

Erkennen Suchmaschinen den Unterschied zwischen den beiden Eingaben? Eine Probe lohnt sich. Nicht nur, wenn man Manager des Hotel Hilton in Paris ist.

Google und Yahoo blenden beide zunächst Ergebnisse ihrer Kartendienste ein, Bing die Ergebnisse der Bildersuche. Die zählen nicht – sie stehen immer automatisch oben und verraten nichts über Erkenntnisse der Suchmaschine. Erst danach geht es los.

Google verlinkt zuerst das Hotel. Yahoo zuerst die Brüste. Bing zuerst das Hotel. Gut, dass Yahoo als Suche bald Bing verwendet.

Allerdings: Die Site der Person mit Namen Paris Hilton folgt sogleich auf den Hinweis zum Hotel. Sicher sind sich wohl auch Google und Bing nicht, das Richtige gefunden zu haben.

Einen wohltuenden Mangel an Zweifeln verrät nur das Ergebnis, das Wolfram Alpha liefert. Man weiß es ja: Wolfram Alpha spielt unter Suchmaschinen eine ähnliche Rolle wie der Linguist auf der Party. Er glänzt mit Spezialwissen und wundert sich, wenn ihm kaum jemand zuhört. „hilton paris“ erkennt Wolfram Alpha als zwei Nachnamen. Also berichtet es dem Fragenden, wie viele Personen mit diesen Nachnamen in den USA leben und welche Hautfarbe in den Familien Hilton und Paris wie stark vertreten ist.

Würden mehr Menschen mit Wolfram Alpha suchen, hätte das Hotel Hilton in Paris wirklich ein Problem.

ZDNet.de Redaktion

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