Britische Politiker sprechen sich für NASA-Hacker aus

Für den NASA-Hacker Gary McKinnon haben sich jetzt britische Politiker aus allen Lagern ausgesprochen, darunter Harriet Harman, die stellvertretende Premierministerin. Während die einen erneut eine Auslieferung ablehnen, plädieren andere dafür, dass McKinnon wenigstens eine Haftstrafe in Großbritannien absitzen dürfen soll.

Anlass für die Stellungnahmen der Politiker war, dass ein Gesuch des geständigen Hackers, nicht nach Amerika ausgeliefert zu werden, vergangene Woche vor dem britischen High Court abgelehnt worden war. McKinnons Anwältin Karen Todner sagte ZDNet News, dass die Verteidigung den Fall, wenn notwendig, vor den neu gegründeten obersten Gerichtshof bringen werden.

„Wenn er für schuldig befunden wird, dann werden wir uns natürlich sofort dafür einsetzen, dass er jegliche Gefängnisstrafe – sollte er zu einer solchen verurteilt werden – in seinem Heimatland absitzt“, sagt Harman. Die stellvertretende Premierministerin tritt aber dafür ein, dass McKinnon wegen der ihm zur Last gelegten Straftat – dem Eindringen in 97 amerikanische Militärsysteme – in den USA abgeurteilt wird.

Der Staatssekretär für Wales Peter Hain hingegen sagt, dass McKinnon, der von den amerikanischen Strafverfolgern wegen des „größten militärischen Hacks der Geschichte“ gesucht wird, in Großbritannien vor ein Gericht gestellt werden sollte. Peter Hain erklärte gegenüber BBC Radio Four, dass er sich Englands obersten Strafverfolger, den Director of Public Prosecution, als Ankläger gewünscht hätte – obwohl der Fall natürlich eine Sache der Gerichte sei. „Er saß in seinem Schlafzimmer – wie irgendein Computerzocker, der das amerikanische Verteidigungssystem wegballern will. Deshalb hat er seine Straftat wohl auf britischem Boden verübt.“

Der Bürgermeister von London sprach sich erneut für Gary McKinnon aus – „selbst wenn man das Argument außer Acht lässt, ob es moralisch ist, einen am Asperger-Syndrom Leidenden für einen Prozess in die USA auszuliefern“, schrieb Boris Johnson in einem Blogbeitrag. „Darf ich fragen, warum er überhaupt vor ein Gericht gestellt wird? Ich verstehe einfach nicht, welche These auf so kostspielige Art und Weise vor diesem amerikanischen Gericht überprüft werden soll.“

Der Parteivorsitzende der Torys David Cameron sprach sich ebenfalls für den Hacker aus. Der Entscheidung des Gerichts, ihn auszuliefern, fehle es an „Mitgefühl“.

Innenminister Alan Johnson zeigte sich weniger wohlgesonnen. Er sagte, dass er die Auslieferung an Amerika nicht stoppen werde, obwohl er die Mittel dazu habe. „Wenn ich die Auslieferung von Gary McKinnon verhindere, wäre das nicht gesetzeskonform. McKinnon wurde eines schweren Verbrechens angeklagt, und die USA haben ein verbrieftes Recht, die Auslieferung zu verlangen. Wir würden das auch tun, wenn wir jemanden verfolgen, der unsere Rechte bricht.“

Die US-Regierung hat McKinnon angeklagt, 2001 und 2002 in militärische Computer eingedrungen zu sein und dabei über 700.000 Pfund (rund 823.000 Euro) Schaden angerichtet zu haben. Den Vorwurf hat Gary McKinnon nie bestritten. Allerdings will er keinen Schaden angerichtet haben.

ZDNet.de Redaktion

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