Brüssel kritisiert Browser-Integration in Windows

Microsoft erwartet in Europa ein neues Kartellverfahren. Diesmal geht es jedoch nicht um die Bündelung des Windows Media Player mit Windows, sondern um den im Betriebssystem enthaltenen Browser Internet Explorer. Wie die EU-Kommission am Wochenende mitteilte, hat Microsoft in der vergangenen Woche einen Brief aus Brüssel erhalten, in dem die Kartellwächter ihre Kritikpunkte darlegen und dem Redmonder Unternehmen den Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung vorwerfen.

„Aufgrund des bei der Untersuchung zusammengetragenen Beweismaterials kam die Kommission zu dem Schluss, dass die Bündelung von Internet Explorer und Windows, durch die der Internet Explorer weltweit auf 90 Prozent der PCs verfügbar ist, zu einer Verfälschung des Wettbewerbs zwischen Webbrowsern führt“, heißt es in der Erklärung der EU-Kommission. Dadurch werde ein Wettbewerbsvorteil für den Internet Explorer geschaffen, den andere Browser nicht ausgleichen könnten.

Die Kartelluntersuchung geht auf eine 2007 eingereichte Beschwerde des norwegischen Browseranbieters Opera zurück. „Im Namen aller Internetnutzer begrüßen wir die Schritte der EU-Kommission, um den Wettbewerb in einem Markt wiederherzustellen, den Microsoft für mehr als ein Jahrzehnt eingeschränkt hat“, erklärte Opera-CEO Jon von Tetzchner. Opera hat nach eigenen Angaben bei seiner Beschwerde dieselben Argumente benutzt, mit denen die EU bereits erfolgreich gegen die Bündelung von Windows und Media Player vorgegangen ist.

Microsoft hat nun acht Wochen Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren. Danach steht dem Unternehmen noch das Recht auf eine mündliche Anhörung zu. „Wir sehen uns in der Verpflichtung, unsere Geschäfte in voller Übereinstimmung mit den europäischen Gesetzen zu führen“, erklärte Microsoft. Man prüfe derzeit die Beschwerde aus Brüssel.

Auch wenn der Internet Explorer den Browsermarkt nach Zahlen von Net Applications weiterhin dominiert, ist der Marktanteil des Microsoft-Browsers seit 2004 von 90 auf knapp über 72 Prozent im letzten Jahr gesunken. In Europa benutzen sogar noch weniger Anwender den Internet Explorer. Laut XitiMonitor hatten im November 2008 59,5 Prozent der Europäer mit dem Microsoft-Browser das Internet besucht, 31,1 Prozent gingen mit Firefox ins Netz und 5,1 Prozent mit Opera.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

53 Minuten ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

1 Tag ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

2 Tagen ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

2 Tagen ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

2 Tagen ago

Online-Banking: 42 Prozent kehren Filialen den Rücken

Weitere 40 Prozent der Deutschen erledigen ihre Geldgeschäfte überwiegend online und gehen nur noch selten…

2 Tagen ago