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Technologiewechsel kommen ERP-Anwender teuer – meistens

Grundsätzlich ist wenig dagegen einzuwenden, dass sich Softwerker für ihre Neuentwicklungen von ihren Kunden bezahlen lassen, zumal diese mittelfristig ebenfalls in den Genuss davon kommen, neue Funktionen und Anpassungen an aktuelle Geschäftsanforderungen über Standardschnittstellen vornehmen zu können. Tatsächlich aber sind die wenigsten Kunden bereit, nur aus technischen Gründen aufwändige Modernisierungen ihrer ERP-Software anzugehen. Rechtfertigen lässt sich ein Umstieg aus betriebswirtschaftlicher Sicht nur durch neue inhaltliche Funktionen, die dem Unternehmen helfen, ihr Kerngeschäft zu optimieren. IT gehört nicht dazu. So ist es kein Wunder, dass insbesondere mittelständische Anwender oft Jahrzehnte an ihrer Software festhalten, wenn sie einmal gelernt haben, damit ihre Abläufe zu organisieren.

Hinzu kommen die Horror-Geschichten, die insbesondere über SAP-Kunden im Umlauf sind, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten in teils eineinhalb Jahre andauernden Projekten von R/2 auf R/3 von SAP und später etwas rascher auf My SAP ERP gedrängt wurden. Nun legt ihnen der Anbieter den Einstieg auf die hauseigene SOA-Variante Netweaver nahe. Die Machtposition der Walldorfer ist inzwischen so groß, dass ihre Kunden kaum einen Weg sehen, sich der Umstellung auf Dauer entziehen zu können, nur hinauszögern lässt sich die teure und aufwändige Entscheidung.

Oracle und Microsoft haben mit ihren Fusion- und Green-Projekten ebenfalls versucht, ihre Kunden auf neue modulare, aber proprietäre Zukunftsversionen ihrer ERP-Software festzulegen. Dort jedoch haben Händler wie Anwender den Aufstand geprobt. Anders als bei SAP halten die beiden amerikanischen Softwarehäuser eine ganze Palette zum Teil sehr verschiedener Zukäufe im Portfolio. Deren zufriedene Anwender fürchten bei der Konsolidierung auf eine einheitliche Technologieplattform zu Recht den Verlust für sie wichtiger Funktionen, während die SAP ihre Modernisierung aufgrund der einheitlichen Ausgangssoftware als Erweiterung vermarkten kann. Bei Oracle wurde daher das Fusion-Projekt – zumindest vorläufig – zu einer Middleware-Plattform herabgestuft.

Auch Microsoft vermarktet seine Zukäufe Axapta und Navision weiter als getrennte Produkte, lässt aber derweil neue Funktionen auf Basis der Dotcom-Technik entwickeln. Doch auch Redmond sieht sich inzwischen gezwungen, auf SOA einzuschwenken. Was aus der „SOA-Vision“ wird, ob und wie die beabsichtigten Composite-Applications bei betriebswirtschaftlichen Anwendungen ankommt, wird selbst Microsoft vermutlich erst in zwei, drei Jahren wissen. Für die Microsoft- und Oracle-Anwender bedeuten diese Zukunftsstrategien zum einen willkommenen Aufschub des Modernisierungsaufwands, zum anderen aber Ungewissheit für die mittelfristige Zukunft ihrer Software.

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ZDNet.de Redaktion

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