VoIP noch zu unsicher für KMUs

Experten haben nach dem kürzlichen Ausfall von Skype vor allem kleineren Unternehmen davon abgeraten, sich ausschließlich auf internetbasierte VoIP-Lösungen zu verlassen. Der tagelange Ausfall von Skype hat vielen kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) gezeigt, wie wichtig Alternativen sind, auf die man bei solchen Systemproblemen zurückgreifen kann.

Viele Experten sind sich einig, dass kleine Unternehmen sich nicht allein auf VoIP-Dienste verlassen sollten, da im Internet keiner Art von Datenverkehr eine besondere Priorität eingeräumt wird. Daher sind auch die kleinen VoIP-Sprachpakete anfällig für Verzögerungen, Abbrüche und damit Qualitätseinbußen.

Abgebrochene Gespräche mögen für private Nutzer noch annehmbar sein, für Unternehmen sind sie jedoch inakzeptabel. „Die Übertragungsqualität im Internet ist nicht vorhersehbar. Manchmal kommt man gut durch, und manchmal verursacht viel Traffic einen wahren Datenstau“, betont Lisa Pierce, Analystin bei Forrester Research.

Große Unternehmen hingegen nutzen zumeist interne IP-Lösungen von Anbietern wie Cisco oder Avaya. Die Installation der entsprechenden Infrastruktur kostet allerdings nicht selten Millionen Dollar. Auch spezielle KMU-Produkte sind meist zu kostenintensiv.

Dennoch benötigen gerade KMUs die Flexibilität der IP-Technologie. Laut Skype nutzen fast 30 Prozent der 220 Millionen User die Peer-To-Peer-Software für unternehmerische Zwecke. Erst im Januar hat Skype ein Produkt namens Skype Business herausgebracht, das unter anderem Konferenzschaltungen ermöglicht.

Trotzdem betont Skype, dass man nur begrenzt die Bedürfnisse von Firmen abdecken könne. „Die KMUs können Skype wunderbar zur Ergänzung anderer Kommunikationskanäle nutzen und damit Geld sparen sowie die Produktivität erhöhen“, erklärt Skype-Sprecherin Jennifer Caukin.

Während Skype ganz klar sagt, dass es „kein Ersatz für herkömmliche Telefondienste“ sein kann, behauptet dies 8×8, das sein Produkt als vollwertigen Telefonersatz vermarktet. Dabei wird eine PBX-Technologie (Private Branch Exchange) genutzt, also ein privates Telefonnetzwerk mit dem Internet verbunden.

„Die Sorgen um die Datenübertragung via Internet sind völlig überzogen. Das Internet reicht leicht aus, um unternehmensfähige Telefonie zu bieten. Voraussetzung ist lediglich eine schnelle Breitbandverbindung. Wir haben bereits über 8000 Geschäftskunden jeder Größe, die unseren Dienst in Anspruch nehmen. Heutzutage gibt es keine Probleme mehr mit VoIP per Internet“, sagt Huw Rees, Marketingleiter bei 8×8.

Andere PBX-Anbieter schätzen die Situation nüchterner ein: „Unternehmer, die sich keine eigenen IP-Kanäle leisten können, sollten wenigstens eine Hybridlösung aus VoIP und traditioneller Telefonie anstreben“, so Chris Lyman, CEO von Fonalty, einem Anbieter für Open-Source-basierte PBX-Lösungen. Doch auch wenn Fonalitys Kunden im Gegensatz zu Ciscos Angebot nicht auf die Hardware desselben Anbieters angewiesen sind, so kostet das System dennoch um die 300 bis 500 Dollar pro Mitarbeiter.

ZDNet.de Redaktion

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