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E-Commerce: Digitale Bezahlsysteme bleiben zurück

Klassische Bezahlsysteme wie Vorauskasse, Rechnung und Kreditkarte dominieren weiterhin den Online-Handel. Innovative digitale Zahlsysteme haben sich dagegen noch kaum durchgesetzt, sie entsprechen oft nicht den Anforderungen von Online-Händlern und -Kunden. Dies zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Deutsche Bank Research. Auch wenn neue Bezahlsysteme immer wieder auf den Markt drängen, habe sich der Online-Handel heute mit etablierten klassischen Bezahlsystemen arrangiert.

Der Online-Einzelhandel (B2C-E-Commerce) sei derzeit von seinem tatsächlichen Potenzial weit entfernt, sagt Stefan Heng, Studienautor und Analyst der Deutschen Bank Research. Dies liege unter anderem an der mangelnden Anpassung der Bezahlsysteme an die Anforderungen des Internet-Handels. Wenn das System nicht akzeptiert werde, habe auch das Produkt keinen Erfolg, so Heng. Neue digitale Systeme könnten sich jedoch nur durchsetzen, wenn sie sich an die Besonderheiten des B2C-E-Commerce anpassen, von Online-Shops und Dienstleistern unterstützt werden und ihren Mehrwert gegenüber anderen Systemen verdeutlichen können.

Stattdessen gehen sie teilweise nur auf Nischenmärkte ein, beschränken sich auf die Abwicklung kleiner Zahlungsbeträge oder gehen an den Anforderungen einer klassischen Online-Kaufsituation vorbei. Zudem passen sich Anbieter klassischer Bezahlverfahren den veränderten Anforderungen des Online-Handels an und stärken damit ihre Marktposition. So gehen etwa Kreditkartenanbieter auf das steigende Sicherheitsbedürfnis ihrer Kunden ein und verbessern ihre Sicherheitsstandards. Demnach sind die führenden Bezahlmethoden im Online-Handel derzeit weiterhin Vorauskasse (von 85 Prozent der Händler angeboten), Rechnung (55 Prozent) und Nachnahme (52 Prozent). Die Kreditkarte folgt am vierten Platz, erst danach kommt das Online-Bezahlsystem Paypal.

Netzgütereffekte der klassischen Zahlungsabwicklungen schränkten das Marktpotenzial neuer Systeme zusätzlich ein, erläutert Heng in der Studie. Obwohl knapp zwei Drittel der deutschen Onlinehändler drei bis fünf verschiedene Zahlungssysteme anböten, beschränkten sie sich meist auf klassische Methoden.

Neben der mangelnden Anpassung der Bezahlsysteme trägt auch ein Interessenskonflikt zwischen Online-Händlern und ihren Kunden zum eingeschränkten Wachstum des E-Commerce bei. Während sich Händler um ein möglichst genaues Kundeprofil bemühen, zeigen sie sich risikoscheu und kommen Kundenwünschen etwa beim Thema Sicherheit nicht immer nach. Kunden fordern ihrerseits Sicherheit, schnelle Abwicklung und Nutzerfreundlichkeit bei Online-Transaktionen. Zwar sind 62 Prozent der deutschen Online-Kunden mit ihrem derzeitigen Bezahlsystem zufrieden, gegenüber neuen Angeboten herrscht jedoch Zurückhaltung und Skepsis.

Laut Berechnungen der Deutschen Bank Research wird sich der Umsatz aus dem B2E-Commerce in Westeuropa zwischen 2006 und 2010 jährlich um 27 Prozent erhöhen. Die Ausgangsbasis von rund 130 Milliarden Euro ist jedoch relativ gering, sie entspricht etwa einem Sechzehntel des gesamten westeuropäischen Einzelhandels.

ZDNet.de Redaktion

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