Aktionen gegen Musikpiraten wirkungslos

Das strikte Vorgehen der deutschen Behörden gegen P2P-User zeigt offenbar nahezu keine Auswirkungen. Wie eine Studie des IT-Dienstleisters Ipoque belegt, ist die Zahl an illegalen Downloads nach einer Ermittlungswelle Ende Mai nur kurzfristig um 15 Prozent gesunken. Die Aktion, die von der Staatsanwaltschaft Köln mit Unterstützung der International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) durchgeführt wurde, war seitens der Musikindustrie als großer Schlag gegen die Raubkopiererszene gefeiert worden. Mittlerweile hat sich jedoch gezeigt, dass es kaum eine Veränderung im Downloadverhalten der User gibt.

„Es wäre wichtig eine zweigleisige Strategie gegen die Musikpiraterie zu fahren. Einerseits sind technische Maßnahmen erforderlich, andererseits müsste es dichtere Kontrollen geben“, sagt Klaus Mochalski, Geschäftsführer von Ipoque. Zudem sei es sinnvoller, die Strafen niedriger anzusetzen, wie etwa beim Schwarzfahren. Durch die sehr drastische Vorgangsweise, die bislang stattfindet, würde die Musikindustrie nur einen schlechten Ruf bekommen, sich an den illegalen Downloads jedoch nichts ändern, meint Mochalski. Regelmäßige Stichproben seien weitaus effektiver.

Derzeit liegt der Anteil von P2P-Traffic am Internetverkehr in Deutschland zwischen 50 und 80 Prozent. „Deutschland bewegt sich ungefähr im Mittelfeld. In anderen Ländern, beispielsweise in Portugal ist der Prozentsatz noch deutlich höher“, so Mochalski. 50 Prozent des P2P-Verkehrs gehen auf Edonkey (Emule) zurück, 45 Prozent auf Bittorrent und rund 2,5 Prozent auf Gnutella. Bittorrent hebt sich dabei von den anderen dadurch ab, dass diese Tauschbörse in einem nennenswerten Umfang zum Austausch legaler Inhalte genutzt wird.

Nach Einschätzung von Ipoque wird es auch künftig keine besonderen Veränderungen beim Verhalten der P2P-User geben. Die meisten gehen davon aus, dass sie nicht zurückverfolgbar sind oder die Aktionen der Behörden nur zur Einschüchterung dienen. Dass die Zahl an illegalen Downloads in Zukunft deutlich abnimmt, sei unwahrscheinlich. Bestenfalls so genannte Gelegenheits-Downloader könnten sich von Polizeiaktionen abschrecken lassen. Darum müsste die Musikindustrie ihre legalen Angebote deutlich attraktiver machen, nicht zuletzt um dem negativen Image vorzubeugen, so Mochalski.

ZDNet.de Redaktion

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