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2005: Sparen statt Abzocken

Zwei Beispiele konkreter Prognosen lassen ebensowenig Gutes für 2005 erwarten: So rechnet die Halbleiter-Organisation Semiconductor Industry Association (SIA) mit einem Nullwachstum beim Chip-Umsatz, nach einem Zuwachs von 28,5 Prozent in diesem Jahr. Zu den Gründen gehört, dass die Konsumenten vom PC zur elektronischen Unterhaltungselektronik (à la iPod) umsatteln. Mittelfristig ergeben sich hier neue Chancen, aber wohl noch nicht für 2005. Nach üblem Verdrängungswettbewerb sieht es im PC-Geschäft aus. Die Gartner Group glaubt, dass drei der zehn größten PC-Hersteller aufgeben werden. Bei der IBM, die einst den „Personal Computer“ etablierte ist diese Entscheidung zum Ausstieg aus dieser Sparte scheinbar schon gefallen. Als weitere Kandidaten kommen nach Ansicht der Analysten außer Dell fast alle Player von Acer bis Siemens in Frage.

Besonders gemein sind die Anwender zu den potenziellen IT-Investoren. Sie bestehen weiter beharrlich darauf, ihre Ausgaben eng zu begrenzen. Sie wollen nur noch anschaffen, was tatsächlich hilft, Prozesse zu optimieren und konkreten Return on Investment verspricht. Auf dieser Basis lassen sich durchaus Integrationswerkzeuge verkaufen oder Software für Business Intelligence und Kunden/Partner-Pflege. Lukrative Großprojekte wie etwa die Einführung eines kompletten ERP-Systems oder gar risikoreiche Innovationen meiden die Anwender jedoch.

Diese Haltung zwingt die Hersteller zu ähnlichen Kostensenkungen sowie zum Verzicht auf Wagnisse jeder Art. Die Folge: Statt Bahn brechender Neuerungen sind lediglich kostengünstige Produkte von der Stange zu erwarten. Forschung wird durch den Zukauf von Firmen ersetzt und Wachstum findet ebenso über Marktkonsolidierung statt. Übernahmekandidaten gibt es genug. Viele Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe sind durch die schwierigen Jahre angeschlagen und kommen auch deswegen immer seltener zum Zug, weil die Anwender aus Kosten- und Organisationsgründen die Anzahl ihrer IT-Lieferanten drastisch reduzieren. Das heißt die Sieger der Konsolidierung heißen IBM, Microsoft, Hewlett-Packard, Dell und andere Blue-Chip-Companies – mit denen man als Aktionär sowieso keinen Reibach machen kann.

Es ist kein Wunder, dass sich unter solchen Umständen keine zukunftsträchtigen und Aktienkurse treibenden Hypes aufbauen lassen. Anwärter gibt es zwar genug, doch kein Hersteller will auf das falsche Pferd setzen – zumal einige Renner der vergangenen Jahre inzwischen Blessuren zeigen. So leidet der an sich boomende Markt für Speichersysteme unter Preisverfall durch billigere Massenspeicher und das autonome Rechenzentrum (Stichwort: Utility Computing) dürfte erst in einigen Jahren einen Hauch von Wirklichkeit bekommen. HP ist hier gerade ausgestiegen.

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ZDNet.de Redaktion

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