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Kein Geschäft ohne Rechte-Management

Meist wird Digital Rights Management (DRM) als Werkzeug gegen Raubkopierer gesehen. Das ist nicht falsch, denn ohne funktionierendes DRM drohen der Fernseh- und Filmindustrie ähnliche Verluste wie der Software- und Musikindustrie. Die Softwerker beklagen für dieses Jahr Verluste von rund 1,7 Milliarden Euro durch Raubkopien, in der Musikindustrie sind es rund 400 Millionen Euro.

Vergeblich wehrt sich die Industrie mit allen möglichen Arten des Kopierschutzes. Abseits gängiger DRM-Konzepte erwägt Stefan Jenzowsky, Chefstratege bei Siemens COM für Geschäftsinnovationen, die Möglichkeit, Filme und Musik so zu kennzeichnen, dass man jederzeit weiß, wer sie wo ablegt. Auf diese Weise ließen sich Missetäter jederzeit zur Rechenschaft ziehen.

Bevor jedoch Raubkopierer zum Zug kommen, müssen die digitalen Inhalte auf den Markt gebracht werden. Mangelhaftes DRM könnte hier Zukunftsmärkte schon im Ansatz ersticken. Schon jetzt wagen Verleger und Studios nicht, ihr reichlich vorhandenes Archivmaterial für Internet, CD-ROM oder DVD aufzubereiten. Der Grund: Die Rechte der Autoren, Filmemacher etc. gelten nur für die ursprünglich geplanten, nicht aber für neue Medien und Vertriebskanäle. Die Rechte müssten also neu geklärt werden, was oft nicht mehr möglich ist. Eine Verstoß gegen Urheberrechte, und sei er unabsichtlich, kann jedoch zu Schadenersatzklagen in Millionenhöhe führen.

Die Urhebereinnahmen eines Autors hängen heute vom Umfang seines Beitrags und der Zahl der Veröffentlichungen ab, etwa zwei Seiten in einer Publikation mit einer Gesamtauflage von 100.000 Exemplaren. Jeder Nachdruck wird extra berechnet. In den digitalisierten Geschäftsmodellen stellt sich die Situation weit komplizierter dar. Der einmal erstellte Content soll für beliebig häufige Zugriffe zur Verfügung stehen, wobei jedes Mal Abgaben fällig werden. Außerdem wollen die Anbieter die Inhalte je nach Medium, Endgerät und Kundenwunsch aufbereiten. In einer längeren Verwertungskette (etwa durch den Verkauf von Content-Teilen an Newsdienste und von dort an Konsumenten) kann leicht der Überblick über die Rechte an den jeweiligen Inhalts-„Schnipseln“ verloren gehen. DRM hilft also nicht nur Raubkopierer zur Rechenschaft zu ziehen, sondern vor allem dazu, einen geregelten Prozess zur Verbreitung von Inhalten zu schaffen – inklusive eines Verfahrens für die Abrechnung der digitalen Dienste.

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ZDNet.de Redaktion

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