Der neue Prescott: mehr Cash als Cache

Im Laufe der Jahre wurde der Name Pentium mit einer schwindelerregenden Zahl von Erweiterungen versehen. Wer erinnert sich etwa noch an den Pentium Overdrive? Oder den Pentium Pro? Oder den Pentium II PE? Aber noch verwirrender als eine willkürliche Namensänderung durch irgendwelche Marketing-Abteilungen ist – gar keine Namensänderung, wenn sich große Dinge ereignen. Intel hat kürzlich den größten technischen Fortschritt der letzten fünf Jahre vollbracht: Die Prescott-Familie mit 90-Nanometer-Technologie tritt die Nachfolge des Northwood-Pentiums mit 130-Nanometer-Technologie an. Also gut aufgepasst – hier die entscheidenden Unterschiede:

Die alten Pentiums kannte man unter Namen wie „Intel Pentium 4 Prozessor mit HT-Technologie 3,40 GHz“, doch die neuen werden durch ein angefügtes E unterschieden, also „Intel Pentium 4 Prozessor mit HT-Technologie 3,40E GHz“. Alles klar? Auf keinen Fall darf man aber den „Intel Pentium 4 Prozessor mit HT-Technologie 3,40E GHz“ mit dem „Intel Pentium 4 Prozessor mit HT-Technologie 3,40 GHz EE“ verwechseln, denn das ist die alte Technologie mit einem größeren Cache (die Extreme Edition), die schneller ist als die neue Version. Intel hat die Entwicklung einer Extreme Edition mit der neuen Technologie nicht ausgeschlossen, was auch kaum zu vermeiden sein dürfte, wenn der Prescott-Core erst einmal in Geschwindigkeitsregionen vorstößt, die der Northwood nicht erreichen kann. Dann wird man wohl den „Intel Pentium 4 Prozessor mit HT-Technologie 4E GHz EE“ erleben – oder vielleicht auch nicht: Selbst Intel hat Probleme mit der Buchstabenvermehrung. Es gibt wohl kaum ein Dokument des Unternehmens, in dem die Bezeichnungen konsequent richtig verwendet werden.

Keine andere Branche vollzieht wichtige Schritte der Produktentwicklung mit so vielen unverständlichen Anhängseln im Schlepptau. Falls es aber mal doch jemand versucht, zum Beispiel Coca Cola, als sie Coca-Cola durch „neue“ Coca-Cola ersetzen wollten, gibt es damit nichts als Schwierigkeiten. Aber die Prozessor-Branche hat schließlich ihre eigenen Spielregeln.

Der verwirrende Generationenwechsel ergibt sich aus dem Wunsch von Intel, den Northwood so schnell wie möglich wieder fallen zu lassen, und zwar aus reinen Kostengründen. Dabei geht es nicht um technische Feinheiten, sondern allein um harte Dollar. Am Ende jedes Herstellungsprozesses sind die Chips so groß und komplex wie technisch überhaupt möglich. Und bei der Chip-Herstellung ist die Größe für die Kosten ausschlaggebend. Die Kosten pro Wafer sind relativ stabil und auch die Anzahl der Defekte pro Wafer hält sich in Grenzen. Wenn man bedenkt, dass jeder Defekt einen Chip unbrauchbar macht, egal wie groß oder klein der Chip ist, dann bedeuten mehr Chips pro Wafer auch einen größeren Anteil funktionierender Chips am Ende des Fertigungsprozesses.

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ZDNet.de Redaktion

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