Strato-Ausfall: Anwälte kündigen Schadenersatzklage an

Vorgestern Abend war der MySQL Datenbank-Server im Rechenzentrum von Strato in Karlsruhe für rund sechs Stunden – von 20 Uhr bis zwei Uhr morgens – komplett ausgefallen. Dabei ist es auch zu Datenverlusten in nicht unerheblichem Ausmaß gekommen. Nun kündigte eine Rechtsanwaltskanzlei aus Köln eine Schadenersatzklage gegen den Provider an.

„Wir hoffen zunächst, dass Strato Einsicht zeigt und ihre Backups der Kundendaten noch herausgibt. Sollte das keinen Erfolg zeigen, werden wir gerichtlich vorgehen und Schadensersatz fordern“, erklärte der Rechtsanwalt Dirk Oelbermann. Allerdings hatte Strato erklärt, dies sei technisch nicht machbar: „Die Datenbanken von 2500 Premium-Kunden sind gelöscht und wir konnten sie auch nicht vom Backup wieder einspielen“, hatte Teles-Sprecher Christian Kuhse auf ZDNet-Anfrage mitgeteilt.

Nach Angaben des Anwaltes sind von dem Datenverlust zahlreiche Online-Shops betroffen. Diese stünden nun vor dem Ruin. Als Beispiel führte Oelbermann den Internet-Auftritte des Fußballclubs Fortuna Köln mit rund 1500 Seiten an. Dieser sei nun komplett leer. Auf der Start-Site http://www.fortuna-koeln.de findet sich nun lediglich ein Schreiben des besagten Anwaltes.

Bereits im März 2001 hatte allerdings Tobias Strömer, Rechtsanwalt und Experte für Internet-Recht, nach einem vergleichbaren Vorfall erklärte, dass die Erfolgschancen für eine Klage sehr gering seien. „In einem ersten Schritt muss der Kunde der Firma Strato belegen können, dass sie grob fahrlässig gehandelt hat. Man muss also beweisen, dass die Verantwortlichen bei Strato die Vorgaben für das Betreiben einer solchen Speichereinheit nicht beachtet haben“, so Strömer damals im Gespräch mit ZDNet.

Zudem: „Der Kläger muss dem Richter seinen entstandenen Schaden belegen. Es reicht nicht, eine Summe pauschal zu nennen. Wichtige Eckwerte sind hier zum Beispiel die Umsätze vor dem Crash und danach, um zu belegen, wie viel Kunden man durch den Ausfall verloren hat. Auch die Zugriffszahlen können hierzu herangezogen werden.“

Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg hatte allerdings mit Urteil vom 11.01.02 einem Kunden des Internet-Providers Strato teilweise Schadensersatz zugesprochen. Die Höhe der Summe teilte das Gericht jedoch nicht mit. Der Kläger hatte Strato verklagt, weil dessen Technologiepartner KPNQwest seinen Onlineshop aufgrund hoher Serverlast vom Netz genommen hatte.

Kontakt: Strato, Tel.: 030/88615-0 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI erkennt Emotionen in echten Sportsituationen

Forschende des KIT haben ein Modell zur Emotionsanalyse entwickelt, das affektive Zustände ähnlich genau wie…

7 Stunden ago

Ermittlern gelingt weiterer Schlag gegen Ransomware-Gruppe LockBit

Sie decken die Identität des Kopfs der Gruppe auf. Britische Behörden fahnden mit einem Foto…

1 Tag ago

Apple stellt neuen Mobilprozessor M4 vor

Er treibt das neue iPad Pro mit OLED-Display an. Apple verspricht eine deutliche Leistungssteigerung gegenüber…

2 Tagen ago

Cyberabwehr: Mindestens zwei kritische Vorfälle pro Tag

Davon entfällt ein Viertel auf staatliche Einrichtungen und 12 Prozent auf Industrieunternehmen.

2 Tagen ago

Tunnelvision: Exploit umgeht VPN-Verschlüsselung

Forscher umgehen die Verschlüsselung und erhalten Zugriff auf VPN-Datenverkehr im Klartext. Für ihren Angriff benötigen…

2 Tagen ago

Online-Banking: 42 Prozent kehren Filialen den Rücken

Weitere 40 Prozent der Deutschen erledigen ihre Geldgeschäfte überwiegend online und gehen nur noch selten…

2 Tagen ago