Milliarden-Kredit erneut gestundet

Ein Zittern und Bangen geht in der Telefonfirma Mobilcom (Börse Frankfurt: MOB) um. Denn noch ist das rettende O.K. von Großaktionär France Télécom noch nicht eingetroffen, nachdem nach die Treuhändereinigung zwischen Regierung und Gründer Gerhard Schmid unterzeichnet wurde. Doch das Unternehmen rechne fest damit, dass der Vertrag mit den Franzosen „in den nächsten Tagen“ unterzeichnet werde, sagte ein Mobilcom-Sprecher am Freitag in Büdelsdorf.

Die Banken hätten zudem mündlich zugesagt, den am Freitag fälligen Kredit über 4,7 Milliarden Euro nochmals zu stunden. Auch die Gewerkschaften gehen davon aus, dass Mobilcom nicht mehr von der Insolvenz bedroht ist. Der Verwaltungsrat von France Télécom gab grünes Licht für weitere Verhandlungen zur Rettung der deutschen Firma.

Am Donnerstagabend hatte Schmid nach wochenlangem Tauziehen den Vertrag unterschrieben, der den rund 37-prozentigen Aktienanteil des Firmengründers und seiner Frau einem Treuhänder überschreibt. Die Übergabe der Schmid-Aktien war Bedingung vor allem von France Télécom für jedes weitere finanzielle Engagement bei Mobilcom.

Umstritten war aber lange die Person des Treuhänders. Schmid und die Bundesregierung einigten sich schließlich auf den Ex-RTL-Chef und langjährigen Mobilcom-Aufsichtsrat Helmut Thoma, der als Vertrauter Schmids gilt. Schmids Unterschrift sorgte auch dafür, dass die kreditgebenden Banken der Firma nun schon zum fünften Mal Aufschub gewähren wollten.

Insgesamt soll France Télécom nun sieben Milliarden Euro an Mobilcom-Schulden übernehmen. Zuvor müssen der französische Konzern, Banken und Bundesregierung den Restrukturierungsvertrag endgültig festzurren, den der als Verhandlungsführer gegenüber France Télécom bestellte Mobilcom-Aufsichtsrat Dieter Vogel vorbereitet hat. Aus Paris kam bis Freitagnachmittag dazu noch keine konkrete Stellungnahme.

Der Verwaltungsrat von France Télécom teilte lediglich mit, er habe die Konzernführung mit der Fortführung der Verhandlungen beauftragt. Für die rund 5000 Beschäftigten des Büdelsdorfer Unternehmens ist die Zitterpartie daher noch nicht beendet. IG-Metall-Vertreter Kai Petersen gab sich jedoch zuversichtlich, dass Mobilcom gerettet würde: „Ich gehe davon aus, dass das nun Stück für Stück laufen wird“, sagte er.

Ein Unternehmen wie France Télécom könne eben nicht von heute auf morgen sieben Milliarden Euro überweisen. Nächster Schritt müsse die Bereitstellung des bereits verabredeten Restrukturierungskredits von 100 Millionen Euro sein. Dem Rettungsplan zufolge sollen bei Mobilcom bis zu 1858 Stellen gestrichen werden.

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ZDNet.de Redaktion

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