Telefonieren wird künftig immer teurer

Auf dem Telefonmarkt kannten die Preise jahrelang nur eine Richtung: nach unten. Nun scheinen die Zeiten drastischer Tarifsenkungen vorbei. Zum 1. Mai erhöht etwa die Deutsche Telekom (Börse Frankfurt: DTE) nicht nur die Grundgebühren, sondern auch die Preise für die schnellen Internet-Anschlüsse per DSL. Schon seit einiger Zeit zeigt sich bei Fern- und Auslandsgesprächen im Festnetz ein Trend nach oben. Selbst im Mobilfunk ist die Luft in Sachen Preisverfall wohl bald raus.

Wie bei keiner anderen Marktliberalisierung haben die Verbraucher vom Wettbewerb auf dem Telefonmarkt profitiert. Seit dem Fall des Monopols der Deutschen Telekom 1998 wurde Telefonieren für die Verbraucher im Schnitt um ein Viertel billiger. Seitdem sanken etwa die Tarife für Ferngespräche an Werktagen je nach Tageszeit und Telefon-Verkehrsaufkommen um bis zu 90 Prozent; ähnlich stark gingen die Preise für Auslandsverbindungen nach unten.
Dass heute nicht mehr viel Raum für fallende Preise ist, zeigen am Dienstag veröffentlichte Daten des Statistischen Bundesamtes für den Telefonmarkt im April. Dabei verteuerten sich Telefonate im Festnetz insgesamt um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat (ZDNet berichtete). Deutlich teurer wurden Inlandsgespräche mit einem Aufschlag von zwei Prozent und Auslandsverbindungen, die im Schnitt 1,6 Prozent mehr kosten als vor einem Jahr. Zum 1. Mai schlägt die Deutsche Telekom nun bei der Grundgebühr zu. Der Preis für einen Normalanschluss steigt von bislang 12,68 Euro auf 13,33 Euro. ISDN-Nutzer zahlen künftig mindestens 23,60 Euro oder rund 2,8 Prozent mehr.

Dies bringt der Telekom nach Expertenschätzungen Mehreinnahmen von 200 Millionen Euro pro Jahr. Kleines Trostpflaster für die Kunden: Die Tarife für Ortsgespräche fallen pro Einheit von 6,2 Cent auf sechs Cent. Unter dem Strich gehen Branchenkenner aber noch immer von Mehreinnahmen in zweistelliger Millionenhöhe für den Ex-Monopolisten aus.

Auch auf dem hart umkämpften Mobilfunkmarkt können die Verbraucher nicht mehr auf dramatische Preisstürze hoffen. Im April fielen die Preise im Jahresvergleich um nur noch 1,7 Prozent. In den ersten drei Monaten des Jahres waren es noch jeweils über fünf Prozent gewesen. Dieser Trend dürfte sich mit einer Einführung der neuen multimediafähigen UMTS-Mobilfunktechnik verstärken. Die Netzbetreiber werden zunächst versuchen, ihre Milliardeninvestitionen für Lizenzen und Technik bei den Kunden wieder hereinzuholen.

Telekom-Chef Ron Sommer warnte die Branche schon im Februar eindringlich vor einem neuen Preiskampf. Der Start der neuen Technik dürfe nicht dazu führen, „die Preise für Telefonminuten noch weiter nach unten zu drücken“. Beim schnellen Internet per T-DSL-Anschluss steht bereits schon heute vielfach mehr auf der Telefonrechnung, denn die Telekom hat ihre Preise in den vergangenen Monaten schrittweise erhöht. Grund war der Vorwurf von Konkurrenten, das Unternehmen versuche, den neuen Markt mit Dumping-Angeboten zu monopolisieren.

Seit Ende Februar beträgt der normale Monatspreis bei T-DSL einschließlich ISDN-Anschluss für Neukunden 12,99 Euro. Zuvor waren es nur 10,18 Euro. Für Altkunden tritt die Preiserhöhung mit dem Mai in Kraft. Neueinsteiger müssen ab dem 1. Juli zudem höhere Installationspreise zahlen: Das Bereitstellungsentgelt, das derzeit noch mit 51,57 Euro zu Buche schlägt, kostet dann 74,95 Euro. Ab dem 1. Januar kommenden Jahres sollen es sogar 99,95 Euro sein, also fast doppelt so viel wie bisher.

Etwas Hoffnung können die Verbraucher gegen Ende des Jahres schöpfen. Ab dann ist auch im Ortsnetz das so genannte Call-by-Call über eine anbieterabhängige Vorwahl möglich. Preisstürze wie bei Fern- und Auslandsgesprächen durch die fünf- bis siebenstelligen Nummern erwarten Experten aber nicht, denn im Ortsnetz sind die Margen für die Anbieter deutlich geringer.

Kontakt:
Deutsche Telekom, Tel.: 0800/3301000

ZDNet.de Redaktion

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