Terroristen verabredeten sich übers Internet

Nach den schrecklichen Ereignissen von gestern fragt sich die ganze Welt: Wie konnte eine solch groß angelegte Aktion unbemerkt vom amerikanischen Geheimdienst geplant werden? In einem Artikel vom Juni dieses Jahres hatte die US-Tageszeitung „USA Today“ bereits eine Antwort gegeben. Nach Informationen des Secret Service verabreden sich Terroristen im Umfeld von Osama Bin Laden mittels Chats auf Porno-Sites und Sportforen sowie Kodierverfahren.

„Unlösbare Verschlüsselung erlaubt es Terroristen – wie der Hamas oder der Hisbollah -, sich untereinander über ihre kriminellen Absichten auszutauschen ohne Angst vor Entdeckung“, sagte der FBI-Direktor Louis Freeh bereits im März dieses Jahres vor dem US-Senat. „So machen sie die Bemühungen der Strafverfolger um Aufdeckung solcher illegaler Aktivitäten zunichte.“ Nach Angaben offizieller Kreise gehört die einstige Domäne des US-Supergeheimdienstes National Security Agency (NSA), die Codierung von Botschaften, mittlerweile zum Standard bei islamischen Extremisten in Afghanistan, Albanien, Großbritannien, dem Kaschmir, dem Kosovo, auf den Philippinen, Syrien, in den USA selbst, der West Bank und dem Gaza-Streifen sowie im Jemen. Die angehenden Terroristen würden spezielle Ausbildungen in Lagern von Bin Laden im Sudan und in Afghanistan erhalten.

„Es gibt die Tendenz, sich einen muslimischen Krieger mit einer AK-47 in der afghanischen Steppe vorzustellen“, kommentierte der Idefense-Manager Ben Venzke. „Aber die Hamas, die Hisbollha und Bin Ladens Leute sind sehr gut ausgebildet. Ihre technische Ausrüstung ist vom Feinsten und sie haben diese jungen, stolzen Geister, um sie zu nutzen.“

Nach Angaben von US-Bundesbehörden ordert Bin Ladens Gruppe die benötigten Rechner einfach im nächsten Laden oder online. Sie laden sich simpel zu bedienende Verschlüsselungs-Tools aus dem Netz und codieren damit ihre Pläne. „Prinzipiell alle Islamisten und Terroristen setzen heutzutage auf das Internet um ihre Botschaften zu verbreiten“, fasste der Leiter des Institute for Counter-Terrorism in Israel, Reuven Paz, die Erkenntnisse zusammen.

„Das ist große klasse“, erklärte dem entsprechend der Sprecher der militanten Hisbollah, Ahmed Jabril, in London. „Nun ist es uns möglich, einen Koranvers, einen Aufruf zur Nächstenliebe oder aber zum Jihad (heiliger Krieg) zu versenden und dabei zu wissen, dass keine feindliche Macht wie die Amerikaner das lesen können.“

Das weltweit bekannteste Verschlüsselungsprogramm PGP wurde aufgrund der hohen Codierung von der US-Regierung lange Zeit als strategische Waffe angesehen und durfte nicht exportiert werden. Erst 1997 wurde der Software-Quellcode ausgedruckt und legal als Buch nach Kanada exportiert. Dort wurde der Text wieder abgetippt und später im Internet der ganzen Welt verfügbar gemacht. Inzwischen hat die US-Regierung die Export-Beschränkungen nach und nach gelockert.

ZDNet.de Redaktion

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