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MP3Pro könnte zu spät starten

Wenn im kommenden Winter das neue MP3Pro-Format erscheint, könnten Konkurrenten dem bisher beliebtesten Musikformat bereits große Marktanteile abgenommen haben. Die Patentinhaber von MP3, das Fraunhofer Institut und Thomson Multimedia, wollen den Herstellern von MP3-Geräten und -Software in etwa einem Monat Material geben, so dass sie ihre Produkte auf MP3Pro auslegen können. Ende des Jahres sollen diese Geräte und Programme dann für den Endverbraucher erhältlich sein. Analysten und Marktbeobachter schätzen aber, dass das ein klein wenig zu spät sein könnte und die momentan aggressiv auftretende Konkurrenz sich bis dahin ein weiteres Stück des Musikmarktes geholt haben könnte.

MP3Pro soll Dateien in CD-Qualität auf die halbe Größe der heute üblichen MP3s schrumpfen. Dazu teilen die Techniker die Audioaufnahme in zwei Teile. Der eine Part wird all die Informationen enthalten, die auch eine jetzt übliche MP3-Datei enthält und wird auch auf alten Playern funktionieren. Der zweite Teil soll einen Datenstrang enthalten, der höherwertige Audiofrequenzen enthält, die – zusammen mit dem ersten Teil abgespielt – eine bessere Klangqualität ergeben sollen. Auch die Betreiber von Download-Sites werden vermutlich von der neuen MP3Pro-Technologie profitieren, da das neue Format angeblich weniger Speicher und somit weniger Bandbreite brauchen wird.

Der Jupiter-Analyst Aram Sinnreich erklärte: „Ich bin sehr skeptisch bezüglich der Chancen von MP3Pro.“ Seiner Ansicht nach kommen die Lizenzen für das neue Format die Plattenfirmen teurer als bisher. Zudem gelten Formate wie Windows Media den Plattenbossen als sicherer gegenüber Raubkopien.

Derweile bemüht sich Microsoft (Börse Frankfurt: MSF) momentan eifrig, sein eigenes Format zum Medienstandard für die Verbreitung über das Internet zu machen. Analysten sind der Ansicht, dass Musik dabei nur die Spitze des Eisbergs sein wird. Hat sich die Software erst etabliert, ist es nur wahrscheinlich, dass auch Filme und andere Unterhaltungsangebote über dasselbe Format abgewickelt werden.

Allerdings haben sich Musikliebhaber im Internet schon immer als eigensinnig und immun gegen die Avancen von Branchengrößen erwiesen. So ist die Dominanz von MP3 eher ein Zufall und der Mund-zu-Mund-Propaganda zu verdanken als den Marketingstrategien eines Multis. Das nächste Jahr aber wird diese Unabhängigkeit auf die Probe stellen. Die großen Plattenlabels haben damit begonnen, ihren Content für die Online-Vermarktung ins Internet zu stellen. Je nachdem, für welche Plattform sie sich entscheiden, wird das auch die Vorlieben der Endverbraucher beeinflussen.

Kontakt:
Fraunhofer-Gesellschaft, Tel.: 089/120501 (günstigsten Tarif anzeigen)

ZDNet.de Redaktion

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