FBI: Sony-Mitarbeiter erhielten Droh-E-Mails nach Hackerangriff

Mitarbeiter von Sony Pictures und deren Familien haben nach dem Einbruch in die Computersysteme des Unternehmens, bei dem auch Gehalts- und Honorarabrechnungen gestohlen wurden, Droh-E-Mails erhalten. Das hat die US-Bundespolizei Federal Bureau of Investigation (FBI) am Freitagabend bestätigt. Auf die genauen Inhalte der Nachrichten gingen die Ermittler allerdings nicht ein.

Das Branchenmagazin Variety hat jedoch Auszüge aus einem der elektronischen Drohbriefe veröffentlicht. „An vielen Orten weltweit werden Dinge außerhalb ihrer Vorstellungskraft passieren. Wenn Sie keinen Schaden erleiden wollen, tragen Sie bitte über die unten genannte E-Mail-Adresse ihren Namen ein, um den Lügen des Unternehmens zu widersprechen. Wenn Sie das nicht tun, sind nicht nur Sie, sondern auch ihre Familie in Gefahr“, zitiert Variety aus der Drohung.

Am 24. November hatte eine Hackergruppe, die sich selbst Guardians of Peace (#GOP) nennt, behauptet, sie sei im Besitz interner Daten von Sony Pictures, darunter „Geschäftsgeheimnisse“. Sie drohte mit der Veröffentlichung der gestohlenen Daten, falls Sony Pictures die nicht näher genannten Forderungen der Hacker erfülle.

Kurz darauf tauchten die ersten Daten im Internet auf. Darunter waren Outlook-Postfächer, persönliche Informationen von Mitarbeitern, Honorarabrechnungen von Freiberuflern und Schauspielern, Sozialversicherungsnummern, unveröffentlichte Filme sowie Kopien von Ausweisen von Schauspielern und Crew-Mitgliedern, die an Filmprojekten von Sony Pictures gearbeitet haben. Insgesamt fielen den Hackern rund 100 Terabyte Daten in die Hände.

Die Hintermänner des Angriffs wurden bisher nicht ermittelt. Laut Recode prüft Sony unter anderem die Möglichkeit, dass die Hacker im Auftrag der nordkoreanischen Regierung handelten. Ein denkbarer Hintergrund sei die Komödie „The Interview“, in der zwei Fernsehjournalisten in einen Anschlagsversuch auf den nordkoreanischen Staatschef Kim Jong-Un verwickelt werden. Das nordkoreanische Außenministerium hatte den Film als „Terrorismus“ und seine Macher als „Schurken“ bezeichnet und Vergeltung angekündigt, sollte er veröffentlicht werden.

Allerdings hat Nordkorea inzwischen jegliche Beteiligung an dem Angriff auf Sony Pictures dementiert. „Wir wissen nicht, wo sich Sony Pictures in Amerika befindet und warum es das Ziel des Angriffs wurde“, sagte ein Sprecher der National Defense Commission der staatlichen Nachrichtenagentur Korean Central News Agency. Der Angriff sei aber möglicherweise eine „gerechte Tat“ von Unterstützern und Sympathisanten Nordkoreas gewesen und ein Reaktion auf die Forderung, den „US-Imperialismus“ zu beenden.

[mit Material von Seth Rosenblatt, News.com]

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Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die ZDNet-Redaktion. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

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