Bericht: Windows 8.1 kommt mit Start-Button – aber ohne Startmenü

Nach einem Bericht von The Verge kehrt zwar der mit Windows 8 abgeschaffte Start-Button in der kommenden Windows-Version 8.1 zurück, die unter dem Codenamen Blue entwickelt wird. Die Website beruft sich auf „mit Microsofts Plänen vertraute Quellen“. Der Start-Button soll aber nicht mit dem traditionellen Startmenü und seinen kurzen Wegen zu Programmen und Dateien verbunden sein, sondern einfach nur zum Startbildschirm von Windows 8 führen.

Das ist eine weitere Bestätigung für Microsofts Absicht, mit begrenzten Korrekturen auf verbreitete Unzufriedenheit mit Windows 8 zu reagieren. ZDNet.com-Autorin Mary Jo Foley hatte außerdem bereits berichtet, dass Microsoft wieder das direkte Booten in den traditionellen Desktop-Modus zulassen will. Den Start-Button musste das Microsoft-Management offenbar gegen Einwände des Windows Teams durchsetzen.

Windows 8 Blue: Tiles gibt es offenbar in drei Größen (Screenshot ZDNet.de).

Die Abschaffung von Start-Button und Startmenü hatte Microsoft mit Nutzungsdaten begründet, die für die Schaffung einer besseren Kundenerfahrung erfasst wurden. Der Start-Button soll nun aufgrund eindeutigen Kunden-Feedbacks zurückkehren, nicht aber das ebenso vermisste Startmenü. Ohne Startmenü erscheint die Rückkehr des Start-Buttons aber letztlich nur als kosmetische Korrektur, um unzufriedene Anwender zu beschwichtigen.

Eine naheliegende Erklärung für Microsofts Schritte vor und zurück findet ZDNet.com-Autorin Mary Jo Foley. Es geht dabei um die Entwickler, die der Softwarekonzern von der angestammten Win32-Anwendungsentwicklung abholen und für die App-Plattform Windows 8 beziehungsweise Windows RT begeistern will. Microsoft glaubt offenbar weiterhin, den Anwendern den Rückweg zur gewohnten Bedienung abschneiden zu müssen, um die Entwickler von der Zukunft des „Modern UI“ zu überzeugen.

Dahinter steht letztlich die von Bill Gates artikulierte Vision, dass die PC-Tablet-Version und die Smartphone-Variante von Windows im Lauf der Zeit verschmelzen werden. „Wir nutzen sicher viel gemeinsam bei Windows 8 und Windows Phone 8“, sagte Gates im Oktober 2012. „Wir verwenden dieselbe Benutzeroberfläche und teilweise die gleichen Entwicklerwerkzeuge. Im Laufe der Zeit werden wir dazu kommen, das mehr und mehr zu tun. Es entwickelt sich buchstäblich hin zu einer einzigen Plattform.“

Foley berichtet von irritierten Anwendungsentwicklern, die sich fragen, was Microsofts aktuelle Pläne für sie bedeuten. Warum sollten sie vorrangig für die „Modern“-Oberfläche entwickeln, wenn Microsoft selbst davon nicht völlig überzeugt scheint und zurückweicht? Während die Anwender das Startmenü zurückwünschen, könnte seine Rückkehr App-Entwickler noch weiter verunsichern.

Schon heute können die Entwickler Apps für Windows 8 beziehungsweise Windows Phone 8 schaffen, die viel Programmcode gemeinsam haben – aber bei weitem nicht alle Apps sind zwischen diesen Plattformen portierbar. Abhilfe soll dabei angeblich „Visual Studio Blue“ schaffen. Es wird später in diesem Jahr erwartet und soll die App-Plattformen für Windows Phone und Windows 8 in größere Übereinstimmung bringen.

„Der heilige Gral ist es, Visual Studio zu starten und eine einzige App in einer beliebigen Programmiersprache zu erstellen, die auf beiden Plattformen läuft, mit UI und Funktionalität, die sich dem Formfaktor und den Features des Gerätes anpasst, um sie dann mit einem Klick in einem einheitlichen App Store einzureichen“, erklärte ein Softwareentwickler. Von einer so perfekten Welt ist Microsoft aber mindestens noch Jahre entfernt. Die Blue-Versionen von Windows und Windows Phone sollen einige Hindernisse auf diesem Weg beseitigen.

[mit Material von Lance Whitney, News.com]

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ZDNet.de Redaktion

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