Streit um exklusive Telekom-Verbindungen

Mehrere Konkurrenten werfen der Deutschen Telekom erneut Wettbewerbsbehinderungen vor. Die Marktaufseher wollen nun untersuchen, ob der ehemalige Monopolist Telefone vermarkten darf, die Anrufer automatisch daran hindern, billigere Anbieter zu nutzen. „Wir prüfen das“, sagte ein Sprecher der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTp) am Montag in Bonn. Gegen die seit kurzem auf dem Markt befindlichen Geräte, die Siemens herstellt, laufen die Wettbewerber der Telekom zum Teil Sturm. Denn zahlreiche Konkurrenten wie Freenet oder 01051 generieren einen Großteil ihres Geschäfts dadurch, dass die Verbraucher – per Vorwahl oder Festeinstellung – auf die Telekom als Gesprächsanbieter verzichten.

Da inzwischen mehrere Millionen Telekom-Kunden ihre Gespräche von Fall zu Fall oder dauerhaft über Telekom-Konkurrenten führen, ist der Marktanteil der Telekom bei Orts- und Ferngesprächen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gesunken. Zu den größten Konkurrenten der Telekom auf dem deutschen Markt gehören Arcor, Colt Telecom und QSC.

Die Behörde hatte der Telekom in der Vergangenheit mehrere Tarife untersagt, in denen der ehemalige Monopolist vertraglich ausschließen wollte, dass die Kunden per Vorwahl oder Festeinstellung andere Gesprächsanbieter wählen können. Daher sei es nur konsequent, wenn der Regulierer nun bei der automatischen Verhinderung solcher Kundenentscheidungen ebenfalls einschreiten werde, hieß es in der Branche.

Nach Darstellung des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) versucht die Telekom mit den von ihr vertriebenen Siemens-Telefonen, ihren Kunden den Zugang zu anderen Verbindungsnetzbetreibern zu blockieren. Es geht dabei um Gespräche, die fallweise (Call-by-Call) oder dauerhaft (Preselection) über Unternehmen geführt werden, die ihre Verbindungen über das Netz der Telekom führen. Der Vorwurf lautet, dass der Bonner Konzern die Endgeräte so ausgestattet habe, dass automatisch seine eigene Call-by-Call-Vorwahl auftaucht, wenn die eines alternativen Carriers gewählt wird.

Ein Sprecher der Telekom räumte auf Anfrage ein, dass die in Rede stehenden Telefone eine voreingestellte Unterdrückungsfunktion für Gespräche mit anderen Anbietern haben. Jedoch könne sie über einen Tastenbefehl, der in der Bedienungsanleitung erläutert sei, aufgehoben werden. Bei dem vom VATM kritisierten Gerät handele es sich zudem um die Sonderedition eines Auslaufmodells, das günstig verkauft werde. Bei dem bereits erhältlichen Nachfolgemodell sei die fragliche Funktion nicht mehr automatisch eingestellt, fügte der Sprecher hinzu.

Beschwerde beim Regulierer kündigte unter anderem der Düsseldorfer Call-by-Call-Anbieter 01051 Telecom an. Thomas Rühmer von der Geschäftsleitung sagte, um Call-by-Call-Gespräche zu führen, müsse sich der Kunden vor jedem Telefonat durch ein Menü quälen. „Im Alltag macht das niemand“, betonte Rühmer. Auch andere Telekom-Konkurrenten prüfen nach Angaben des VATM die Anrufung des Regulierers.

ZDNet.de Redaktion

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