Über 244.000 Einwendungen gegen Street View in Deutschland

Fast drei Prozent der Betroffenen lassen ihre Häuser unkenntlich machen. Das sind weit weniger als angenommen - schließlich lehnt mehr als die Hälfte den Dienst nach eigener Aussage ab. Zwei Drittel der Abmeldungen gingen per Online-Tool ein.

Nach Ablauf der Widerspruchsfrist für den Kartendienst Street View in Deutschland hat Google erstmals Zahlen genannt. Demnach fordern 244.237 Haushalte, dass Abbildungen ihrer Häuser aus Googles Straßenatlas verschwinden.

Das seien 2,89 Prozent der Haushalte in den 20 Städten, die Street View bis Ende des Jahres abbilden will, schreibt Produktmanager Andreas Türk in einem Blogeintrag. Zwei Drittel hätten sich über Googles Onlinetool für den Dienst abgemeldet.

„Wir sind sehr froh, dass sich manche Umfragen nicht bewahrheitet haben“, so Konzernsprecher Kay Oberbeck gegenüber der Welt. Diese hätten teilweise Millionen Widersprüche vorhergesagt. Wie sich die Zahl der Einsprüche regional aufteilt, analysiert Google nach eigenen Angaben nicht.

Tatsächlich fällt die Zahl der Widersprüche nach der Aufregung der vergangenen Monate mit der Drei-Prozent-Quote deutlich geringer aus als es einige Umfragen nahelegten. So hatte etwa eine Emnid-Erhebung im Auftrag der Bild am Sonntag ergeben, 52 Prozent der Deutschen seien gegen die Abbildung ihrer Wohnung oder ihres Hauses in Street View. Nach einem Widerspruch werden die Gebäude in den Panorama-Straßenansichten unscharf dargestellt. Wenn auch nur ein Mieter eines Mehrfamilienhauses dies fordert, wird das ganze Gebäude „verwaschen“ angezeigt. Die Aktion kann nicht rückgängig gemacht werden, da Google dafür die Originalbilder verändert.

Die Vorab-Widerspruchsfrist für die 20 größten deutschen Städte war am Freitag abgelaufen. Google hatte das Zeitfenster für Anträge über ein Online-Tool nach Forderungen aus der Politik auf acht Wochen verdoppelt. Unter anderem CSU-Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner warf dem US-Konzern wiederholt vor, Street View verletze die Privatsphäre.

Aigner forderte auch vor Ablauf der Frist, Google solle die Zahl der Widersprüche nennen. Der Konzern hielt bisher dagegen, das brauche seine Zeit, da zum Teil Anträge doppelt eingereicht worden seien oder sich auf andere Google-Produkte bezogen.

Die Widersprüche werden einzeln per Hand bearbeitet. Google hat dafür rund 200 zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Für jedes Gebäude müssen mehrere Bilder verändert werden, damit es aus allen Blickwinkeln nicht zu erkennen ist.

Für zusätzlichen Ärger sorgte, dass die Fahrzeuge auch Informationen aus offenen WLAN-Netzen abgriffen. Google betont, das sei nur versehentlich durch einen Softwarefehler geschehen, die Daten seien nicht genutzt und inzwischen vernichtet worden. Wie es diese Woche mitteilte, will Google auf die – für die Ortsbestimmung nützliche – Erfassung von WLANs künftig ganz verzichten.

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