Filmindustrie will deutschen Provider zu Pirate-Bay-Sperre zwingen

Die amerikanische Studio-Vereinigung MPAA hat beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung erwirkt. Der Provider CB3Rob will den Streit notfalls vor Gericht austragen. Er sieht die Netzneutralität in Gefahr.

Die Motion Picture Association of America (MPAA) hat beim Landgericht Hamburg eine einstweilige Verfügung (PDF) gegen den Provider CB3Rob erwirkt. Damit wird es diesem untersagt, den Pirate-Bay-Servern weiterhin einen Internetanschluss zur Verfügung zu stellen. Laut MPAA sei dies das erste Mal, dass ein deutsches Gericht einen Internetprovider für Urheberrechtsverletzungen mitverantwortlich macht.

Stelle der Provider auch weiterhin Seiten mit Copyright-Verstößen zum Abruf bereit, drohten den Betreibern 250.000 Euro Strafe pro Verstoß beziehungsweise bis zu zwei Jahre Gefängnis, teilt die MPAA weiter mit. Dem Gericht zufolge kann von dem Provider erwartet werden, dass er nach Hinweisen der MPAA auf Urheberrechtsverletzungen den Zugang zu The Pirate Bay unterbindet.

In einem Gespräch mit Spiegel Online gab sich Sven Kamphuis von CB3ROB kämpferisch. Er wisse nicht, wo die Pirate-Bay-Server stehen. Zwar liege ihm die einstweilige Verfügung noch nicht vor, er werde es jedoch auf einen Prozess ankommen lassen. Kamphuis wolle es sich nicht gefallen lassen, dass die amerikanische Filmindustrie die Netzneutralität beschädigt und Provider dazu verpflichtet, sich die Inhalte der Datenpakete anzusehen.

Die mit der MPAA verbundene deutsche Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) hatte Anfang April gefordert, dass die deutsche Regierung gesetzgeberisch tätig wird. Hintergrund war die Zustimmung des britischen Unterhauses zu einem geplanten Gesetz für Internetsperren.

GVU-Geschäftsführer Matthias Leonardy plädierte bereits öfters für ein abgestuftes Verfahren, wie es etwa in Frankreich praktiziert wird. Dies solle auf Nutzerebene aus einer individuellen schriftlichen Aufklärung von Uninformierten, der Warnung von Wiederholungstätern sowie Sanktionierungsmöglichkeiten von Unbelehrbaren bestehen.

Auf Netzebene sei neben der Löschung illegaler Dateien auch die Sperrung des Zugangs zu bestimmten illegalen Seiten im Ausland notwendig. Das gelte insbesondere für solche, die der Masse der Internetnutzer erst den Zugang zu illegalen Dateien verschafften und deren Betreiber sich durch „professionelle Verschleierungstechniken“ der Strafverfolgung entzögen. Die Regierung sei gefordert, auf die ISPs einzuwirken, in ihren Netzen als „Hausherren“ die Verantwortung für die Einhaltung der „digitalen Hausordnung“ zu übernehmen.

Neelie Kroes, EU-Kommissarin für den Bereich Informationsgesellschaft und Medien, hatte sich dagegen in einer Anhörung vor Abgeordneten des Europaparlaments Anfang Januar dieses Jahres für Netzneutralität in Europa ausgesprochen. Provider sollten Kroes zufolge lediglich bei Sicherheitsproblemen oder zur Bekämpfung von Spam den Zugang zum Internet einschränken dürfen, nicht jedoch aus kommerziellen Gründen.

Themenseiten: Gerichtsurteil, Internet, Tauschbörse, Torrent, Urheberrecht

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Filmindustrie will deutschen Provider zu Pirate-Bay-Sperre zwingen

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *