Siemens-Telefonsparte will weltweit 7000 Stellen streichen

In Deutschland sind rund 2000 Arbeitsplätze bedroht

Siemens hat die Streichung von weltweit rund 7000 Stellen in seiner defizitären Telefonanlagensparte SEN angekündigt. Allein in Deutschland seien etwa 2000 Arbeitsplätze bedroht, berichtet die Süddeutsche Zeitung (SZ) unter Berufung auf Informanten aus dem Aufsichtsrat.

Am Standort München sind 1700 Angestellte beschäftigt. Hier soll weitreichend gekündigt werden. Auch das Werk in Leipzig werde wegen zu hoher Kosten Einschnitte erfahren, heißt es. Im Ausland könnten nach Angaben des Unternehmens weitere 2000 Arbeitsplätze gestrichen werden. Zusätzlich sollen 3000 Stellen durch Partnerschaften oder Auslagerungen wegfallen.

Der Siemens-Vorstand bietet den betroffenen Beschäftigten laut SZ-Bericht an, andere Aufgaben im Konzern zu übernehmen oder in Vorruhestand zu gehen. Letztere Option könnten jedoch lediglich 200 bis 300 der 2000 Betroffenen in Deutschland in Anspruch nehmen. Zudem sei es eher unwahrscheinlich, dass die Mitarbeiter von SEN an andere Sparten vermittelt werden, weil beispielsweise ein Fernmeldetechniker nicht schnell zum Ingenieur umgeschult werden könne.

Siemens suche schon seit fast zwei Jahren einen Käufer für die Sorgensparte, deren Technologie als veraltet gilt. Der Trend entwickelt sich immer mehr hin zu Telefonverbindungen über Internet- und Datenleitungen (VoIP). Da kann SEN mit der Herstellung von herkömmlichen Telefonanlagen für Großunternehmen nicht mehr mithalten. Die Sparte soll spätestens bis Ende Juni verkauft werden.

Im Aufsichtsrat wird beklagt, dass man die Probleme bei den Geschäften mit Telefonanlagen lange vor sich her geschoben habe. Die Überkapazitäten in dieser Branche seien hoch, sagte ein Betriebsrat gegenüber der SZ.

Mit den geplanten Stellenstreichungen soll die Abteilung für Käufer attraktiver werden. Siemens-Chef Peter Löscher äußerte kürzlich, dass aussichtsreiche Gespräche mit mehreren Partnern geführt würden. Siemens verhandle bereits in getrennten Gesprächen mit den Kaufinteressenten Alcatel-Lucent, Nortel und dem Finanzinvestor Cerberus.

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2 Kommentare zu Siemens-Telefonsparte will weltweit 7000 Stellen streichen

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  • Am 25. Februar 2008 um 21:05 von SL

    SEN Technologie veraltet ?
    Wenn ich diese Aussage nochmal in einer Zeitung lesen muss krieg ich Akne. SEN hat mit HiPath8000 den wohl ausgereiftesten und nach einhelliger Analystenmeinung besten Sip Softswitch im Enterprise Segment im Angebot, und das bereits seit einigen Jahren. Und die Meinung, die weiterhin angebotene und weiterentwickelte "alte" Technik, könne in der Voip Welt nicht mehr mithalten ist ja mehr als hanebüchen. Unsere "alte" HiPath4000 ist seit mehr als 8 Jahren Voipfähig. Der Verfasser dieser Unwahrheiten sollte sich bitte besser informieren

  • Am 26. Februar 2008 um 20:00 von NN

    SEN Technologie nicht veraltet!
    Die pauschale Behauptung, die Technologie von SEN sei veraltet und SEN könne nicht mehr mithalten, kann nur verwundern.
    Richtig ist, dass Siemens sowohl moderne als auch traditionelle Technologie anbietet, und auch anbieten muss. In die VoIP-Technologie ist Siemens sehr früh eingestiegen und hatte mit der Hinet RC 3000 bereits im Jahre 1999 eine der allerersten Anlagen im Angebot – fünf Jahre vor dem eigentlichen VoIP-Marktdurchbruch ab 2004. Dem Kommentar von SL über die führende Position der HiPath 8000 kann man nur zustimmen.

    Momentan wird in verschiedenen Medien ein angeblicher Technologierückstand von SEN kolportiert. Richtig ist, dass alle traditionellen PBX-Hersteller in dem sich wandelnden PBX-Markt mit Schwierigkeiten wie Preis- und Margenverfall, vielen neuen Marktteilnehmern usw., zu kämpfen haben. Sie müssen sowohl die neuen Technologien implementieren als auch ihre existierenden Kunden im Auge haben, um die Investitionen letzterer zu schützen.

    In Zeiten technologischen Wandels können technologische Doppelstrategien durchaus marktgerecht sein. Hierzu sei ein Vergleich mit dem Wandel in der Computertechnologie erlaubt: in den 80-er Jahren etablierten sich neben den damals dominierenden Mainframes neue neue Systeme (UNIX-Systeme, VAXs, …). Heute – zwei Jahrzehnte später – laufen immer noch eine ganze Reihe von Mainframes – aus guten Gründen.

    Kompetente Berichterstattung sieht m.E. anders aus!

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