Arbeitsrechtler bemängeln weiterhin Arbeitsbedingungen bei Foxconn

Laut einem Bericht von Sacom leiden Angestellte des Apple-Zulieferers unter Überlastung, erniedrigenden Disziplinierungsmaßnahmen und beengten Wohnverhältnissen. Durch weniger Überstunden haben sie auch weniger Geld.

Laut einem Bericht der Arbeitsrechtsgruppe Students and Scholars Against Corporate Misbehaviour (Sacom) sind strapaziöse Arbeitsbedingungen, erniedrigende Disziplinierungsmaßnahmen und beengte Wohnverhältnisse weiterhin „die Norm“ bei Arbeitern von Foxconns Fabriken in China. Manager der Fertigungsstätten, in denen unter anderem Hardware für Apple, Hewlett-Packard, Dell und Sony hergestellt wird, versuchten Arbeiter dadurch zu disziplinieren, indem sie sie zwingen, „Bekenntnisschreiben“ zu erstellen und laut vorzulesen sowie Toiletten zu putzen.

Logo von Foxconn

Der Bericht basiert auf Interviews mit 170 Arbeitern und Aufsehern der Foxconn-Werke in Shenzhen und Zhengzhou, die Sacom zwischen März und Mai geführt hat. Demnach steht den Fließband-Arbeitern nun ein Hocker zur Verfügung, nachdem sie zuvor gezwungen waren, während ihrer Arbeit zu stehen. Allerdings wurden sie instruiert, auf dem vorderen Drittel des Stuhls zu sitzen, „um beweglich zu bleiben“.

Die Arbeitsrechtler stellten zudem fest, dass die Reduzierung der Überstunden zu höheren Produktionszielen und unbezahlter Arbeit nach Dienstschluss geführt hätten. Eine Arbeiterin, die iPad-Displays überprüft und verpackt, klagte über regelmäßige Erschöpfung, nachdem ihr stündliches Akkordziel um über zehn Prozent angehoben wurde. Trotz erhöhter Löhne resultiere der Druck, Überstunden zu reduzieren, in niedrigeren Lohnschecks für die Arbeiter, so Sacom.

Auch die Wohnbedingungen seien weiterhin „beengt und unangenehm“, heißt es in dem Report. In der Regel müssten sich 20 bis 30 Leute ein mit Etagenbetten ausgestattetes Apartment mit drei Schlafzimmern teilen. Die Nutzung stromhungriger Geräte wie Haarföns, Wasserkocher und Laptops sei verboten. Angestellte, die gegen die Vorschriften verstießen, riskierten, dass ihr Geräte konfisziert und bis zu ihrem Austritt aus dem Unternehmen einbehalten würden.

Darüber hinaus warne Foxconn alle Angestellten davor, ohne Erlaubnis mit Journalisten oder Nachforschern über ihre Arbeit zu sprechen. Das Unternehmen hat sich auf Nachfrage von News.com noch nicht zu dem Sacom-Bericht geäußert.

Seitdem einige Arbeiter in den letzten Jahren auf dem Gelände von Foxconns Fabriken Selbstmord begangen haben, steht der Auftragsfertiger zunehmend wegen unmenschlicher Arbeitsbedingungen in der Kritik. Er wurde beschuldigt, Minderjährige zu beschäftigen, seine Arbeiter in unwürdigen Wohnverhältnissen unterzubrigen und sie zu überstrapazieren. Im letzten Jahr kam es gar zu einer Werksexplosion, bei der es Tote und Verletzte gab.

Apple reagierte Mitte Februar auf Vorwürfe, es interessiere sich nicht ausreichend für die Arbeitsbedingungen bei seinem Auftragsfertiger, und gab eine Prüfung durch die unabhängige Fair Labor Association (FLA) in Auftrag. Sie beanstandete schwere Arbeitsrechtsverstöße, exzessive Überstunden und Risiken für die Gesundheit der Angestellten. Foxconn musste daraufhin versprechen, es werde seine Fabriken bis Juli 2013 in Einklang mit den FLA-Richtlinien bringen. Arbeiter fürchten allerdings weiter, bei weniger Überstunden auch weniger Geld zu bekommen – und damit die Hoffnung auf kleine Ersparnisse jenseits der Lebenshaltungskosten aufgeben zu müssen.

Arbeiter eines Apple-Zulieferers in Shanghai (Bild: Apple)
Arbeiter eines Apple-Zulieferers in Shanghai (Bild: Apple)

[mit Material von Steven Musil, News.com]

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