New York Times: USA und Israel stecken hinter Stuxnet

Ziel war angeblich die Sabotage des iranischen Atomwaffenprojekts. Eine ganze Reihe von Hinweisen deutet darauf hin. Israel soll Stuxnet vor seinem Einsatz eingehend getestet haben, um die Effizienz des Wurms zu gewährleisten.

Stuxnet ist offenbar ein Gemeinschaftsprojekt von USA und Israel, um die Atomwaffenpläne des Iran zu sabotieren. Zumindest deuten eine Menge Hinweise darauf hin, wie die New York Times (NYT) berichtet.

Demnach hatte Siemens Anfang 2008 mit dem Idaho National Laboratory (INL) zusammengearbeitet, um Anfälligkeiten in seiner Kontrollsoftware zu identifizieren – eben jener, die der amerikanische Geheimdienst später als Schlüsselkomponente in Irans Atomanlagen bestimmt hat.

Laut NYT handelte es sich seitens Siemens um einen Routineprozess, um sein Produkt gegen Cyberangriffe abzusichern. Das Idaho National Laboratory gehört allerdings zum amerikanischen Energieministerium, das seinerseits für das Atomwaffenprogramm der USA verantwortlich ist. Die Wissenschaftler hätten die Möglichkeit gehabt, die gut versteckten Sicherheitslücken in der Software ausfindig zu machen, die später von Stuxnet ausgenutzt wurden.

Die Israelis hätten Stuxnet in den vergangenen beiden Jahren umfassend getestet, schreibt die NYT unter Berufung auf mit der Situation vertraute Geheimdienst- und Militärexperten. Als Testgelände fungierte demnach der Dimona-Komplex in der Wüste Negev – ein Atomreaktor, dessen Existenz nie offiziell bestätigt wurde. „Um den Wurm zu analysieren, muss man die Maschinen kennen“, sagte ein amerikanischer Nuklearspezialist gegenüber der Zeitung. „Der Wurm war effizient, weil ihn die Israelis ausprobiert haben.“

Die politischen Wurzeln des Projekts verortet die NYT in den letzten Monaten der Bush-Administration. Im Januar 2009 hatte George W. Bush eine verdeckte Operation autorisiert, um die elektrischen und Computersysteme von Natanz zu unterwandern, der größten Urananreicherungsanlage des Iran. Barack Obama wurde demnach noch vor Amtsantritt über das Programm informiert und beschleunigte den Prozess.

Schon Jahre zuvor sei Washington ob möglicher Anfälligkeiten der nationalen Computersysteme beunruhigt gewesen, die alles steuern – angefangen von Banktransaktionen bis hin zum Energieversorgungsnetz, schreibt die NYT. Anfang 2008 hatte Homeland Security demnach eine Kooperation mit dem INL gegründet, um einen Siemens-Controller namens PCS-7 (Process Control System 7) zu untersuchen. Im Juli 2008 stellten Siemens und das INL eine Präsentation (PDF) der Anfälligkeiten der Kontrollsoftware zusammen, die auf einer Konferenz in Chicago veröffentlicht wurde.

In seinem Blog schreibt der Hamburger Sicherheitsexperte Ralph Langner: „Die Analyse des Codes macht klar, dass es bei Stuxnet nicht darum geht, eine Nachricht zu überbringen oder die Durchführbarkeit [eines Angriffs] zu belegen. Es geht darum, Ziele zu zerstören – und zwar mit äußerster Entschlossenheit, wie man sie von Militärs kennt.“

Schon in der Ende September 2010 veröffentlichten Analyse von Stuxnet hieß es: „Mit den Erkenntnissen, die wir jetzt haben, ist es offensichtlich und beweisbar, dass es sich bei Stuxnet um einen direkten Sabotageangriff mit sehr viel Insiderwissen handelt. Das wurde von einem hoch qualifizierten Expertenteam zusammengestellt, das über spezielle Erfahrungen mit Kontrollsystemen verfügen muss.“ Die für einen solchen Angriff benötigten Ressourcen deuteten darauf hin, dass es sich beim Initiator um einen Nationalstaat handle.

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3 Kommentare zu New York Times: USA und Israel stecken hinter Stuxnet

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  • Am 17. Januar 2011 um 15:24 von BlogLeser

    Sabotage
    Das ist Sabotage (Als Sabotage bezeichnet man die absichtliche Störung eines wirtschaftlichen oder militärischen Ablaufs zur Erreichung eines bestimmten (oft politischen) Zieles) – aber NUR weil es die USA zusammen mit Israel waren. Wäre dieser Akt von anderen Staaten IN den USA vorgefallen, wäre es „ein Akt des islamischen Terrorismus“ gewesen.
    Wie schön blauäugig doch jene sind, die Angst davor hatten, dass eine solche Art der Cybercrime auch auf deutschem Boden stattfinden könne…
    Für mich wird es von Tag zu Tag deutlicher: nicht die Muslime sind das Problem, sondern die machtgeilen Beamten der USA.

    • Am 21. Januar 2011 um 20:28 von RandomWalk

      AW: Sabotage
      Selbst die Beeintraechtigung der iranischen Plaene zur Entwicklung einer Atombombe wird also von einigen Amerikahassern negativ dargestellt….

      Das sich einige Leute wahrhaftig wuenschen, dass ein fundamentalistisches Regime, das routinemaessig Frauen steinigt und erhaengt, Oppositionelle erschiesst und offiziell ein Land von der Landkarte „loeschen“ will, in den Besitz der Atombombe kommen soll – das ist einfach nur noch …. verwunderlich.

      Wahrscheinlich berufen Sie sich auf Prinzipien der Souveranitaet von Nationalstaaten – aber ein bisschen gesunder Menschenverstand muss hier doch ausreichen um zu erkennen, was hier das kleinere Uebel ist.

      • Am 9. Februar 2011 um 17:28 von Fraggle

        AW: AW: Sabotage
        Nun, gegen ein Regime, daß die Atombombe besitzt und Angehörigen des Senats, sofern sie einer unterdrückten Minderheit angehören, mit dem Tod drohen, sollten sie in die besetzten Gebiete gehen, ist legitim? Oder daß alle Angehörigen dieser Minderheit einen Eid schwören müssen nichts gegen den Staat zu unternehmen. Denn genau daß forderte ein nicht kleiner Mann dieses Landes. Der Mann heißt übrigens Libermann.
        Ich denke, es ist verkehrt.
        Und mal abgesehen davon, die Kolateralschäden hätten auch zu einem zweiten Tchernobyl führen können.
        Nichtsdesotrotz bin ich auch gegen den Besitz der A-Bombe seitens des Irans, bzw. der Meinung, keiner sollte sie haben.

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